Meinung Start von „Mini-Olympia“ ist ein voller Erfolg

Wer unter der Woche den Fernseher angeschaltet hat, der rieb sich vermutlich das ein oder andere Mal die Augen. Ja, sind denn schon wieder Olympische Spiele? So ganz falsch war die Wahrnehmung nicht – schließlich wurden die sogenannten „European Championships“ in Glasgow und Berlin, die am Sonntag zu Ende gehen, als „Mini-Olympia“ bezeichnet.

Meinung: Start von „Mini-Olympia“  ist ein voller Erfolg
Foto: SZ/Robby Lorenz

Mehr oder weniger zeitgleich fanden innerhalb von zehn Tagen Europameisterschaften in sieben verschiedenen Sportarten statt – die Leichtathletik in der deutschen Hauptstadt, Schwimmen, Triathlon, Rad, Golf, Turnen und Rudern rund um die schottische Großstadt. Ein Mammutprogramm mit großer deutscher Beteiligung – und mit großer medialer Aufmerksamkeit.

Es ist das erste Mal, dass sich mehrere „kleinere“ Sportarten abseits des Fußballs zusammengeschlossen haben. Vor sieben Jahren kamen der Schweizer Geschäftsmann Marc Jörg und der Brite Paul Bristow auf die Idee, Sportarten zu bündeln und ihre kontinentalen Titelkämpfe in einer Stadt gemeinsam auszurichten. Die „traditionellen Sportarten“, wie Jörg sie nennt, sollten vom Publikum neu entdeckt werden. Zwar klappte es mit nur einer Stadt nicht – angesichts der Größe alleine der Leichtathletik-EM durchaus verständlich. Aber schon vor dem Abschluss-Sonntag lässt sich sagen: Die Erstauflage von „Mini-Olympia“ war ein voller Erfolg.

Die Wettkampfstätten in Glasgow waren durch die Bank gut gefüllt, teilweise ausverkauft. Das als sportbegeistert bekannte britische Publikum sorgte für herausragende Stimmung, die sich auf die meisten Athleten übertrug. Sportler zeigten sich allesamt begeistert vom neuen Format. Selten sah man so strahlende Sieger, so ausgelassene Jubelstürme von neuen Europameistern – und selten wurden sie so gekonnt medial in Szene gesetzt. Die Einschaltquoten quer durch den Kontinent waren mehr als zufriedenstellend, in Deutschland jubelten ARD und ZDF über eine Resonanz in einer nicht zu erwartenden Höhe. Dass es für deutsche Sportler auf europäischer Ebene einfacher ist, in die Medaillen zu schwimmen, zu springen oder zu laufen, sollte in der Bewertung da nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Die Aussichten, dass es in vier Jahren zu einer zweiten Auflage kommen wird, sind mehr als gut. Jörg und Bristow haben schon weitere Sportarten in petto, wünschen sich im Idealfall auch Mannschafts-Wettbewerbe wie Handball oder Volleyball als „Neuzugänge“. Zudem hätte die Veranstaltung 2022 den Charme des Alleinstellungsmerkmals im Sommer, da die Fußball-Weltmeisterschaft ja von Mitte November bis Mitte Dezember stattfindet, weil es im Wüstenstaat Katar im Sommer viel zu heiß ist. Was nun noch fehlt, ist eine europäische Großstadt, die das organisatorisch stemmen kann – und auch will. Und da fällt hinter den Kulissen in dieser Woche regelmäßig der Name Berlin. Angesichts der Begeisterung, die in dieser Woche sogar schon vormittags durch das Olympiastadion schwappte, sicher nicht die schlechteste Wahl.

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