Wechsel nach Berlin Der Weg ins Kanzleramt ist für AKK noch weit

Meinung · Die Entscheidung für Annegret Kramp-Karrenbauer als CDU-Generalsekretärin ist ein klares Signal für die Nachfolge-Frage von Angela Merkel in der CDU. Doch auf dem Weg ist Kanzleramt gibt es Konkurrenz - aus der eigenen Partei und der CSU.

Der Weg ins Kanzleramt
ist für „AKK“ noch weit
Foto: SZ/Roby Lorenz

Die bisherige saarländische Ministerpräsident Annegret Kramp-Karrenbauer, die viele nur ,,AKK“ nennen,  hat alles, was es braucht, um Kanzlerin zu werden; ab kommenden Montag auch eine bundespolitische Bühne. Sie hat Linie, Regierungserfahrung und Selbstvertrauen. Was noch fehlt, kann jetzt kommen: die bundesweite Bekanntheit, vielleicht sogar eine gewissen Beliebtheit, die Akzeptanz in der eigenen Partei und in der Öffentlichkeit.

Die Berufung zur CDU-Generalsekretärin ist klar als erster Schritt für den Wechsel an der Spitze der Bundesregierung zu verstehen; anders macht er keinen Sinn. Das ist auch der Grund, warum AKK nicht Ministerin in Berlin wird, sondern einen Job übernimmt, in dem sie beweisen kann, wie integrativ sie wirken kann. Das ist die Ur-Voraussetzung für den CDU-Vorsitz und eine Kanzlerschaft.

Die Ministerpräsidentin war daheim im Saarland erfolgreich, sie hat keine Not nach Berlin zu gehen. Sie könnte sogar, das macht ihre mentale Stärke aus, ganz ohne eine vom Amt gegebene Bedeutung leben. So wie Angela Merkel auch. Es gibt ja Politiker, die brauchen hohe Ämter für ihr Ego. Oder ersatzweise wenigstens ein dickes Einkommen aus einer nachfolgenden Lobbytätigkeit mit dicken Zigarren. Und es gibt solche, deren Ego von so etwas ziemlich unabhängig ist. Die Politik machen, weil sie gerne Dinge regeln, Menschen zusammenbringen, Kompromisse und Lösungen finden, Verantwortung tragen. So eine ist Kramp-Karrenbauer.

Freilich, bevor die heute 55-Jährige Kanzlerin werden kann – oder besser gesagt: Kanzlerkandidatin – muss sie CDU-Vorsitzende werden, und davor liegen mindestens zwei heikle Jahre, in denen sie sich als Generalsekretärin bewähren muss. Merkel kann ihre Ämter ja nicht im Stile eines Gutsbesitzers weitergeben; da ist auch in der CDU mittlerweile eine kritischer gewordene Basis vor. Außerdem werden sich andere Interessenten, etwa Ursula von der Leyen oder  Jens Spahn, zu wehren suchen.

Kramp-Karrenbauer wird unter Druck kommen in der ungeklärten Richtungsdebatte zur Flüchtlings- und Islam-Frage, sie wird unter Druck kommen in den Wertedebatten ihrer Partei, sie wird unter Druck kommen in der offenen strategischen Orientierung der Union: Will man langfristig ein Bündnis mit den Grünen anstreben, mit der FDP, oder sogar– bisher noch undenkbar –  sich zu Teilen der AfD öffnen? Die Antworten von AKK sind bei diesen Fragen meist liberal, und sie schmecken längst nicht jedem in der CDU.

Außerdem hat bei der nächsten Kanzlerkandidatur auch die CSU noch ein Wörtchen mitzureden. Sie fand schon zwei Mal in der Unionsgeschichte in einer ähnlichen Ausgangslage, dass sie (1980 mit Franz Josef Strauß und 2002 mit Edmund Stoiber) den besseren Bewerber für das Amt aufzubieten hatte; sie will auch heute einen konservativeren Kurs. Die 2,6 Kilometer vom Konrad-Adenauer-Haus bis zum Bundeskanzleramt in Berlin können für Kramp-Karrenbauer also noch verdammt lang werden.

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