Griechenland Athen braucht ein Signal, und hat es auch verdient

Meinung · Das Bild der gnadenlosen Euro-Finanzminister, die mit eiserner Faust Griechenland in Grund und Boden sparen, ist falsch. Aber als die Beschlüsse über das dritte Hilfspaket fielen, hatte die Euro-Zone sich monatelang mit einem selbstherrlichen Finanzminister aus Athen herumgeschlagen und musste die unbegreiflichen Verzögerungen von Premier Alexis Tsipras erdulden. Als der endlich einsah, dass an einem gemeinsamen Kurs mit den Geldgebern kein Weg vorbeiführte, zogen diese die Zügel an, damit ihnen Griechenland nicht wieder aus dem Ruder läuft.

Doch die Situation hat sich gewandelt. Zwar vollzog die hellenische Regierung die Renten- und Steuerreform erst am Freitag, etliche Monate zu spät. Aber nun ist sie beschlossen. Auch positive Nachrichten stellen sich ein: Die Umsatzsteuer kommt endlich in Gang und spült bereits etliche Millionen in die staatlichen Kassen. Das Defizit liegt erstmals seit dem Euro-Beitritt des Landes im erlaubten Rahmen unter drei Prozent. Grund genug also, etwas mehr Großzügigkeit walten zu lassen?

Nein, es geht nicht um Milde oder Mitleid, obwohl die Griechen dies wahrlich verdient hätten. Aber es würde schon reichen, wenn die Geldgeber sich mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) endlich einigen würden. Jeder weiß, dass es spätestens 2018 einen Eingriff bei den Schulden geben muss. Denn Athen hat sonst keine Chance, von dem 330 Milliarden Euro hohen Berg wieder herunterzukommen. Dass es mit Blick auf die fatale öffentliche Reaktion auch keinen Schuldenschnitt geben kann, der so heißt, weiß auch jeder. Also bleiben ein paar Schritte, die den Druck von Griechenland nehmen. Ohne dass dort der Eindruck entsteht, man könne jetzt wieder die Zügel schleifen lassen.

Konsequenz ist richtig. Mindestens ebenso nötig aber ist auch die Eröffnung von Perspektiven. Bei aller berechtigten Kritik an einem zu langsamen Umbau des Staates wissen die Finanzminister, dass die Regierung von Premier Tsipras auf keinem schlechten Weg ist. Dessen Kurs kann und muss man verstärken, indem man den Menschen Hoffnung zurückgibt. Oder sogar so etwas wie Stolz auf das Land, das die Talsohle vielleicht schon durchschritten hat. Dagegen spricht nicht einmal die berechtige Fortführung des strikten Kurses, dem Hellas in der Währungsunion unterliegt.

Griechenland braucht jetzt keinen Schuldenerlass. Aber das Land hungert gleichsam nach einem Signal der Geldgeber, dass die Einsparungen und Reformen honoriert werden. Der offizielle Einstieg des IWF in das dritte Hilfspaket gegen eine absehbare und spürbare Erleichterung des Schuldendrucks wäre ein Signal - übrigens auch an die Finanzmärkte. Athen könnte das gut gebrauchen, um 2018 tatsächlich wieder finanziell auf eigenen Füßen zu stehen. Ob die Operation Hellas gelingt, hängt auch von der Einsicht der Geldgeber ab.

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