Außenpolitik in Trump-Zeiten Deutschlands schwierige Suche nach neuen Freunden

In letzter Zeit ist Angela Merkel oft als diplomatische Handlungsreisende unterwegs – die Gemengelage in der internationalen Politik zwingt sie dazu.

Außenpolitik in Trump-Zeiten : Deutschlands schwierige Suche nach neuen Freunden
Foto: SZ/Robby Lorenz

Erst war die Kanzlerin in Washington bei Donald Trump, dann in Sotschi bei Wladimir Putin, jetzt besucht sie in Peking Präsident Xi Jinping. Merkel ist auf der Suche nach neuen Allianzen, sie muss sich nun auch international auf etwas einlassen, wofür sie schon im Inland wenig Begeisterung gehabt hat: Politik mit unterschiedlichen Partnern zu machen. Diesmal ohne Netz und doppelten Boden, spontan, je nach Problem eben dann doch wieder mit Russland oder wie jetzt mit China. Für Merkel, die gerne zuerst alles durchdenkt und abwägt, um dann eventuell zu handeln, ist dies vermutlich die größte außenpolitische Herausforderung in 13 Jahren Kanzlerschaft.

Schuld daran ist Trump. Sein Unilateralismus hat die transatlantischen Beziehungen in eine schwere Krise gestürzt. Den freien Handel will der Amerikaner mit neuen Zöllen behindern; dass nun seitens der US-Regierung auch Abgaben von bis zu 25 Prozent auf Autos geprüft werden, liegt in der Logik dessen, was Trump schon im Wahlkampf verkündet hat: „America first“. Kommt es zu den Zöllen, dürfte diese Maßnahme das europäisch-amerikanische Verhältnis schwer belasten. In der Sache aber wären die deutschen Autobauer weniger hart betroffen als befürchtet. Denn der US-Markt gilt unter Experten als extrem gesättigt und ohne Wachstumspotential. Im Gegensatz zu anderen Märkten wie Indien, Russland oder China. Jene Länder eben, denen die neue Gunst der Kanzlerin gilt.

Vor allem aber ist Trumps Aufkündigung des Iran-Abkommens für Deutschland und Europa ein extremer Bruch, weil die USA damit nicht nur gemeinsame Wirtschafts-, sondern auch Sicherheitsinteressen aufgegeben haben. Merkel hat in Washington vergeblich für die europäische Haltung geworben, Außenminister Heiko Maas musste bei seiner Visite sogar eine offene Abfuhr hinnehmen. Das ist zwar bitter. Aber: Der Iran pflegt enge Beziehungen zu China und zu Russland. In der Frage stehen Merkel und die EU jetzt also an der Seite dieser beiden Länder. Noch ist es zu früh, von einem Anti-Trump-Bündnis zu reden, das sich da bildet. Aber diese Möglichkeit liegt nun deutlicher denn je auf dem Tisch. Mag Merkel noch so oft die Bedeutung der transatlantischen Beziehungen hervorheben – diese Beziehungen sind nicht mehr verlässlich.

Wegen Trump, aber auch schon seit dem Brexit-Votum der Briten bröckelt damit die zentrale Säule deutscher Außenpolitik. Nämlich die Ausrichtung auf eine partnerschaftliche Ordnung in der internationalen Politik und die Verankerung im westlichen Bündnis. Was früher bei allem Streit belastbar war, ist heute brüchig und wird von vielen Seiten in Frage gestellt. Dem muss man sich nicht fügen. Aber man muss in der Lage sein, das eigene Handeln darauf abzustellen. Damit einem nicht die Verbündeten ausgehen. Das versucht die Bundesregierung gerade. Ob dauerhaft mit Erfolg, ist offen.

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