Legende mit Stütze: Ginger Baker in Luxemburg

Luxemburg · Im Interview hatte Schlagzeug-Legende Ginger Baker es schon angekündigt: Allzu lange Konzerte könne er nicht mehr bewältigen. Dennoch schaffte er am Sonntagabend im Luxemburger Atelier knapp 75 Minuten – beachtlich für jemanden, der auf dem Weg zum Schlagzeug von Percussionist Abass Dodoo gestützt werden musste und dessen Stimme so klang, als sei er 100 Jahre alt.



Dabei zählt das frühere Mitglied der Band Cream frische 74 Lenze. Ein Alter, in dem Peter Kraus noch flott über die Bühne springt. Aber die Drogenexzesse haben Baker früh zu einem alten Mann gemacht - der dann trotz allem ein erfreulich akkurates Schlagzeug spielt. Stocksteif saß er hinter den Trommeln und schlug dennoch einen geschmeidigen Beat. Der zweite Prominente in Ginger Baker's Jazz Confusion, Saxofonist Pee Wee Ellis, einst bei James Brown aktiv, wirkte trotz zwei Jahre Altersunterschied vital im Vergleich zum Bandleader. Solistisch besaß Ellis viel Freiheit, da ihm kein Harmonie-Instrument in die Quere kam - das Quartett komplettierte Bassist Alec Dankworth. Dessen Vorstellung als "bester Bassist, mit dem ich je gespielt habe" war ein Seitenhieb Bakers in Richtung von Jack Bruce, seinem alten Kollegen bei Cream.

Beim schlagwerklastigen Sound kam Bakers Affinität zu afrikanischer Musik häufig zum Vorschein. Jeder Song lief gleich ab: Thema, Saxofon-Solo, Bass-Solo, Schlagzeug-Solo, Thema und Schluss. So wirkte das Ganze wie eine Session überdurchschnittlich guter Jazzmusiker - die ohne den Faktor Nostalgie wohl keine knapp 200 Zuhörer ins Atelier gelockt hätten. Die ließen sich am Ende zu "Gin-ger Ba-ker"-Sprechchören animieren und kamen so zu einer Zugabe - die ist bei Baker nicht selbstverständlich.

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