„Lebensversicherung bleibt sichere Anlage“

Der Bundestag hat am Freitag ein Gesetz auf den Weg gebracht, das den Garantiezins für Lebensversicherungen auf 1,25 Prozent senkt. Trotz des Niedrigzinses hält Rigobert Maurer, Vorstand der Saarland Versicherungen, die Lebensversicherung weiter für eine gute Geldanlage. Über die Gründe sprach mit ihm SZ-Redakteur Joachim Wollschläger.

Herr Maurer, der Garantiezins sinkt von 1,75 auf 1,25 Prozent. Sie halten das für eine gute Entwicklung, weil dadurch höhere Renditen für die Versicherten möglich seien. Das müssen Sie mal erklären.

Maurer: Lebensversicherungen sind vom Geschäftsmodell darauf ausgerichtet, zuerst einmal die versprochenen Garantien zu erfüllen, also eine Basisabsicherung zu gewährleisten, für die wir in sehr sichere Anlagen investieren müssen. Sicherheit aber kostet Rendite . Je weniger für den Garantiezins abgesichert werden muss, desto mehr können wir in chancenreichere Anlagen gehen, die auch bessere Renditen versprechen.

Sprich: Sie gehen bei der Anlage höhere Risiken ein.

Maurer: Es ist immer eine Frage der Mischung. Sie können davon ausgehen, dass Lebensversicherungen sehr risikobewusst investieren - rund 80 Prozent der Anlagen sind in festverzinslichen Wertpapieren angelegt. Wenn ich aber Risiken breit streue, kann ich bei Einzelanlagen auch mal höhere Risiken eingehen. Natürlich kalkulieren wir dann angesichts der besseren Renditen auch mögliche Verluste ein. Die Streuung hält diese aber in Grenzen.

Der Zinssatz einer zehnjährigen Bundesanleihe bringt aktuell wenig über einem Prozent, Versicherungen dagegen kommen noch auf gut vier Prozent. Da müssen Sie doch erhebliche Risiken eingehen.

Maurer: Wir gehen nicht notwendigerweise höhere Risiken ein. Sondern es sind mehrere Komponenten, die den Ertrag erhöhen: Wir legen sehr langfristig an, mindestens auf 15 Jahre. Das garantiert uns eine höhere Rendite . Außerdem haben wir als institutioneller Anleger Zugang zu Anlagen, die ein Privatmann nicht hat. Die fangen dann bei Tranchen von fünf Millionen Euro an. Bei solchen Schuldscheindarlehen oder Unternehmensanleihen gibt es höhere Renditen, als wenn ein Privatmann Geld in Sparkassenbriefe oder Bundesanleihen anlegt. Zusätzlich mischen wir eben auch risikoreichere Anlagen bei - wie beispielsweise Aktien, Rohstoffe oder Wandelschuldverschreibungen . Die bringen dann zusätzliche Rendite .

Sie leben aber auch noch von den lukrativen, hoch verzinsten Alt-Anleihen, die jetzt nach und nach auslaufen.

Maurer: Es ist richtig, dass die Gesamtverzinsung nach und nach sinkt. Das ist aber eine sehr langsame und langfristige Entwicklung, eine Folge der anhaltenden Niedrigzinssituation.

Wenn Lebensversicherungen mit Renditen von über vier Prozent glänzen, ist das eigentlich nicht ganz ehrlich. Denn die wird ja nur auf den Sparanteil gerechnet, nicht auf die eingesetzten Prämien.

Maurer: Es ist richtig, dass der Beitrag aus mehreren Anteilen besteht, dem Sparanteil ebenso wie dem Risiko- und Kostenanteil. Der Risikoanteil deckt, wie der Name es schon sagt, ein Risiko wie beispielsweise den Tod ab. Wenn Sie diese Absicherung haben wollen, müssen hierfür auch Risikobeiträge kalkuliert werden. In der Tat gehen aber auch noch Kosten von den Beiträgen ab. Hier gibt es aber Bestrebungen, die Transparenz zu erhöhen. Sinnvoll finde ich eine Umrechnung auf Prozentpunkte der Rendite . So kann der Versicherte leicht erkennen, welcher Teil der Rendite für Kosten abgeht.

Wie hoch sind denn genau diese Kosten?

Maurer: D as hängt sehr stark vom Vertrag und der Laufzeit ab. Aber man kann realistisch mit bis zu einem Prozentpunkt rechnen. Das heißt, dass bei einer Rendite von vier Prozent auf den Sparanteil 0,7 bis 1,0 Prozent für die Kosten abgehen .

Das neue Gesetz wird auch die Verpflichtung kippen, sogenannte Bewertungsreserven auszuschütten, also die stillen Reserven, die in den hoch verzinsten Anleihen stecken. Sie begrüßen das.

Maurer: Wir begrüßen das sogar sehr, weil wir die derzeit gültige Regelung für hoch ungerecht halten. Denn die stillen Reserven stehen nur auf dem Papier und werden gar nicht realisiert. Wenn wir diese Bewertungsreserven jetzt ausschütten, geht das zu Lasten der jüngeren Versicherten, deren Verträge noch lange laufen. Es ist also eine Ungerechtigkeit innerhalb des Kollektivs. Wenn diese Regelung jetzt beseitigt wird, profitiert davon nicht die Versicherung, sondern der Großteil der Versichertengemeinschaft.

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