Lebenshunger und Hoffnungsfunken: Joël Dickers Bestseller

Ein Schriftsteller sucht wegen einer Schreibblockade Hilfe bei seinem alten Professor und klärt dabei einen Mord auf. Joël Dickers spannender Roman „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert “ ist nun auf Deutsch erschienen.

Wer gerne Geschichten liest, die von A über B zum Ziel C kommen, ist bei diesem Buch falsch. Der Schweizer Joël Dicker erzählt in seinem Roman "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert "die Geschichte des erfolgreichen Schriftstellers und Professors Harry Quebert und seines nicht minder erfolgreichen Schülers Marcus Goldman alles andere als linear. Er springt immer wieder in den Zeitebenen hin und her, wechselt von einer Geschichte in die andere und baut Auszüge aus fiktiven Romanen seiner beiden Hauptpersonen in sein 700 Seiten dickes Werk ein. Das hat im vergangenen Jahr in Frankreich für Furore gesorgt, wurde 800 000 Mal verkauft und unter anderem mit dem Prix Goncourt der Schüler bedacht. Jetzt ist es auch in Deutschland und 30 weiteren Ländern auf dem Markt.

Der junge Schriftsteller Marcus Goldman lebt in New York und steht mächtig unter Druck. Ihm bleiben nur wenige Wochen, um seinem Verleger einen neuen Roman abzuliefern. Der soll natürlich genauso einschlagen wie sein Erstling, der ihn zum gefeierten Star in der Literaturszene machte und ihm die Tür zu den Schönen und Reichen öffnete. Ratlos besucht er seinen alten Professor und Freund Harry Quebert in der Kleinstadt Aurora. Der Professor hat zwar jede Menge gute Tipps, kann aber die Schreibblockade des jungen Literaten nicht lösen. Niedergeschlagen und immer noch blockiert kehrt Marcus nach New York zurück. Dann platzt die Nachricht herein: Im Garten von Harry wurde eine Leiche entdeckt. Und in einer Ledertasche, die bei der Leiche gefunden wurde, steckt das Originalmanuskript des Romans, der Harry berühmt machte. Und es kommt noch dicker: Bei der Leiche handelt es sich um Nola, ein Mädchen, das vor 33 Jahren verschwand. Harry gibt schließlich zu, mit der damals 15-Jährigen ein Verhältnis gehabt zu haben, obwohl er selbst bereits über 30 Jahre alt war. Er wird verhaftet, des Mordes angeklagt, und Marcus macht sich auf den Weg, seinem Mentor beizustehen und dessen Unschuld zu beweisen. Auf Druck des Verlegers beschließt er, seine Recherchen aufzuschreiben und zeitgleich mit der Gerichtsverhandlung als Buch herauszubringen. Seine Schreibblockade löst sich, das neue Buch wird zunächst ein großer Erfolg.

Joël Dicker baut eine spannende Geschichte um den rätselhaften Mord in der Kleinstadt auf, und man könnte meinen, dass der 33-Jährige selbst von seinem Verleger unter Druck gesetzt wurde. Jeder 180-Grad-Wendung folgt eine weitere. Kaum ist der Fall zum ersten Mal gelöst, kommt ein neuer Dreh, ein neuer Verdächtiger, ein neues Tatmotiv. Trotzdem hält die Spannung bis zum Schluss, bleibt der Roman - abgesehen von einigen peinlichen Telefonaten zwischen dem Jungautor und seiner Mutter - immer unterhaltsam.

Joël Dicker: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert, 736 Seiten, Piper, 22,99 Euro.

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