Lange Zinsbindung kann sich lohnen

Baudarlehen sind günstig wie nie. Denn die Zinsen sind auf Rekordtief. Doch wie sieht die richtige Baufinanzierung aus? Fragen dazu beantworteten bei einer SZ-Telefonaktion Georgia Klass, Lars Schilsong und Stefan Vorndran vom Bundesverband deutscher Banken.

Wieviel Eigenkapital ist sinnvoll für eine Baufinanzierung?

Mindestens die Nebenkosten wie Makler, Notar, Grundbuch und die Grunderwerbsteuer sollten durch Eigenkapital aufgebracht werden können. Besser ist freilich weiteres Eigenkapital, denn je mehr Eigenkapital eingebracht werden kann, desto günstiger können die Zinskonditionen sein. Allerdings sollten Sie nicht Ihre gesamten Ersparnisse als Eigenkapital einsetzen, sondern auch Reserven halten für unvorhergesehene Ausgaben wie zum Beispiel Reparaturen oder ein neues Auto.

Die Zinsbindung meiner bestehenden Baufinanzierung endet erst in einigen Jahren. Wie kann ich mir heute schon die derzeit niedrigen Zinsen reservieren?

Wenn die Zinsfestschreibung in absehbarer Zeit endet, das heißt innerhalb etwa der nächsten vier Jahre, ist es empfehlenswert, sich bezüglich eines sogenannten Forwarddarlehens beraten zu lassen. Damit können Sie sich den aktuellen Zins für eine spätere Anschlussfinanzierung schon jetzt sichern. Endet die Zinsfestschreibung zu einem späteren Termin, kann gegebenenfalls ein Bausparvertrag zur Zinssicherung genutzt werd en.

Wie hoch sind die Nebenkosten, mit denen man beim Kauf eines Hauses rechnen muss?

Neben dem eigentlichen Kaufpreis kommen hinzu: die Grunderwerbsteuer - hier im Saarland sind das 5,5 Prozent vom Kaufpreis -, Notar- und Grundbuchkosten in Höhe von etwa 1,5 Prozent des Kaufpreises; eventuell Maklerkosten von drei bis fünf Prozent sowie eventuell Honorar des Finanzierungsberaters. Da sind schnell mehr als zehn Prozent zusammen. Bei einem gebrauchten Objekt kommen womöglich noch Renovierungskosten hinz u.

Ich bin 40 Jahre alt und benötige ein Darlehen für den Kauf einer Immobilie. Welche Tilgungsrate ist nötig, damit ich das Darlehen bei Rentenbeginn vollständig getilgt habe?

Wenn Sie eine anfängliche Tilgungsrate von drei Prozent nehmen, sind Sie auf der sicheren Seite. Bei einem Sollzins von zum Beispiel drei Prozent hätten Sie dann nach etwa 23 Jahren das Darlehen komplett zurückgezahlt. Dann wären Sie mit 63 Jahren schuldenfrei.

Soll ich, aufgrund des aktuell günstigen Zinsniveaus, Investitionen in meine bestehende Immobilie tätigen?

Das aktuell günstige Zinsniveau ist eine gute Gelegenheit, fällige Renovierungsarbeiten durchzuführen, vor allem, wenn es sich um Investititonen zur Energieeinsparung handelt. Mit Blick auf die stetig steigenden Energiekosten ist dies auf alle Fälle zu überlegen.

Welche öffentlichen Mittel gibt es?

Häufig werden Finanzierungen mit Riesterzulage gewählt. Es gibt auch eine vielfältige Auswahl an Darlehen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), zum Beispiel das Wohneigentumsprogramm, "Altersgerecht Umbauen" oder "Energieeffizient Bauen und Sanieren". Anträge auf KfW-Darlehen können Sie bei Ihrer Hausbank stellen.

Lohnt sich eine langfristige Zinsbindung?

Es gibt Angebote mit bis zu 30 Jahren Zinsfestschreibung. Wenn man von steigenden Zinsen ausgeht, kann sich das rechnen, auch wenn der Zins bei längeren Festschreibungen etwas höher ist. Zumindest haben Sie dann eine langfristige Planungssicherheit, denn die Bank ist an den Vertrag gebunden. Der Kunde dagegen kann zehn Jahre nach der Vollauszahlung des Darlehens mit sechsmonatiger Kündigungsfrist sein Darlehen kündigen.

Darf das Kreditinstitut die Umschuldung meines Hypothekendarlehens verweigern, auch wenn ich bereit bin, eine Vorfälligkeitsentschädigung zu zahlen?

Vertrag ist Vertrag. Das gilt für beide Seiten. Das Kreditinstitut muss also einer Ablösung nicht zustimmen. Ausnahme: Sie wollen das Objekt verkaufen. Dann muss die Bank gegen Zahlung einer Vorfälligkeitsentschädigung zustimmen.

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