Landlust statt Verkopfung

Saarbrücken. Von griffigen Song- und Albumformaten haben sich The Decemberists zuletzt zunehmend entfernt. Die Werke der US-Folk-Band wollten schließlich mehr sein als bloße Songanhäufungen, sondern Teil eines großen Ganzen und der Geschichten ihrer bogenschlagenden Konzepte sein. Komplex war das, vertrackt und hochgradig eigenwillig

Saarbrücken. Von griffigen Song- und Albumformaten haben sich The Decemberists zuletzt zunehmend entfernt. Die Werke der US-Folk-Band wollten schließlich mehr sein als bloße Songanhäufungen, sondern Teil eines großen Ganzen und der Geschichten ihrer bogenschlagenden Konzepte sein. Komplex war das, vertrackt und hochgradig eigenwillig. Der Höhepunkt wurde diesbezüglich vor zwei Jahren mit "The hazards of love" erreicht.

Wer weiß, ob es nun tatsächlich mit dem Umzug des Frontmanns Colin Meloy aufs Land in der Nähe von Portland zusammenhängt. Doch das Quintett hat bei den Aufnahmen zu "The king is dead" in einer alten Scheune die Einfachheit und den Blick auf das Wesentliche wiedergefunden. Das schlägt sich nun ebenso wie die Nähe zur Natur in ihrem Country-Folk nieder, bei dem zwischen Mundharmonika und der sehnsuchtsvoll weinenden Steelgitarre der Widerhall der Einflüsse von Bruce Springsteen bis Neil Young zu hören ist. Befreit von jeder Konzeptverkopfung stehen die zehn Songs für sich selbst und beschränken sich auf das Kompaktformat zwischen drei und fünf Minuten. Den Auftakt bestreiten The Decemberists mit dem hymnischen "Don't carry it all", während man sich bei "Rox in the box" in einer irischen Dorfkneipe glaubt. Zwischendurch halten sie melancholisch inne, mal sanft schaukelnd, mal wohlig und ergreifend. Ein feines Kunststück: ein Neuanfang, ohne das vertraute Terrain zu verlassen. ret

The Decemberists: The king is dead (Capitol Records).

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