Lachende Holländer, brüllende Deutsche

Ihr Programm spielen Sie ja auch in England und Frankreich - beherrschen Sie deren Sprachen ebenso charmant wie die deutsche, damit die Pointen auch dort zünden können?Liberg: Das ist nicht so schwer. Jedes Land hat seine Kultprodukte wie hier etwa Götterspeise - man muss eben nur wissen, wie es dort genannt wird

Ihr Programm spielen Sie ja auch in England und Frankreich - beherrschen Sie deren Sprachen ebenso charmant wie die deutsche, damit die Pointen auch dort zünden können?Liberg: Das ist nicht so schwer. Jedes Land hat seine Kultprodukte wie hier etwa Götterspeise - man muss eben nur wissen, wie es dort genannt wird. Das gleiche gilt für die Politiker: Jedes Land hat seinen Geert Wilders, seine rechten und linken Parteien - das ist nicht schwer zu übersetzen.

Und wie sieht es mit den Reaktionen des Publikums aus - wie unterscheiden die sich von Land zu Land?

Liberg: Schwer zu sagen - die Musiker des Trios, das mich begleitet, spielen zum ersten Mal in Deutschland und sind erstaunt über den Lärm des Publikums hier. Bei uns in Holland wird auch gelacht, aber hier wird ja regelrecht gebrüllt. Ich denke, das hat auch etwas mit der deutschen Mentalität zu tun: Da soll genossen werden, das soll ein super Abend werden.

Der Holländer genießt also nicht so ausgelassen?

Liberg: Bei uns muss der Künstler jedes Mal wieder aufs Neue zeigen, was er kann, anfangs herrscht da immer Reserviertheit. Die Belgier sind grundsätzlich zurückhaltend. Anders als die Holländer, so scheint es mir, haben die nicht immer das Bedürfnis zu zeigen, dass sie die Pointen auch verstehen.

Wo werden Ihre musikalischen Pointen am Besten verstanden?

Liberg: In Deutschland, denn dort ist die Musik sehr wichtig - viel wichtiger als für die Holländer. Wir sind kein so musikinteressiertes Volk. Wir sind mehr Geschäftsleute und kaufen lieber einen Supermarkt als ein Orchester.

Dabei gibt es doch sehr prominente Orchester in den Niederlanden.

Liberg: Aber der deutsche Konsument weiß mehr von Musik als der holländische. Von Beethoven kennt der Deutsche noch drei weitere Stücke neben der fünften Sinfonie und "Für Elise". Der Holländer hat noch nie davon gehört, dass es auch noch eine siebte Sinfonie gibt.

Aber die holländische Königsfamilie versteht Ihre Musikwitze doch sicherlich, oder?

Liberg: Die Königin Beatrix ist jedenfalls musikalisch gut erzogen worden - anders übrigens als ihre Mutter Juliana. Da gibt es ja diese berühmte Geschichte, dass Strawinsky in Amsterdam war, und Juliana sagte zu ihm: "Oh, Mister Strawinsky, ich liebe Ihre Stücke!" "Welches Stück meinen Sie denn", hat er dann gefragt - und sie kannte kein einziges.

Nun wissen die Deutschen nicht nur mehr über Musik, wie Sie sagen, sondern Sie trennen auch zwischen U- und E-Musik - wo ordnen Sie sich denn ein?

Liberg: Ich bin mit Klassik aufgewachsen, weil meine Großmutter Klavier gespielt hat, aber auch mit Popmusik aus dem Radio. Insofern habe ich von beiden Seiten etwas - was sich auch so gehört: Mozart hat auch Volksmusik gehört und diese auch benutzt.

Nicht nur Mozart, oder?

Liberg: Nein, es gab damals viele beliebte Melodien, die aufgegriffen wurden. In Tschaikowskys "Nussknacker" etwa gibt es eine Melodie, die eigentlich ein Biedermeier-Hit war, den damals jeder kannte. Die Komponisten wussten schon ganz genau, was auf der Straße los war - was ja auch ein Grund für ihren Erfolg quer durch alle sozialen Schichten gewesen ist.

Trotzdem nochmal die Frage: Woher rührt die strikte Trennung zwischen E- und U- Musik in Deutschland?

Liberg: Vielleicht hat es mit dem deutschen Satz zu tun, "Ordnung muss sein" - Klassik ist Klassik und Pop ist Pop.

Die Holländer werden hierzulande geliebt - Rudi Carrell, Linda de Mol und auch Louis van Gaal.

Liberg: Deshalb fühlen wir uns hier auch so wohl. In Holland dagegen gibt es immer etwas zu meckern: Wenn du es geschafft hast, gilt das in Holland als Sünde, denn wir sind Calvinisten.

Immerhin sind Sie ja zum "Ritter des Ordens vom Niederländischen Löwen" geschlagen worden. Früher gab es zu solch einem Ritterschlag meist ein Schloss dazu - heute auch noch?

Liberg: Nein, kein Schloss und auch keine Untertanen. Vor allem geht es darum, andere Ritter zu unterstützen, etwa wenn die kein Geld mehr haben.

Falls eines Tages also auch ihr Landsmann André Rieu zum Ritter geschlagen werden sollte, könnten Sie in die Verlegenheit kommen, ihm helfen zu müssen anstatt wie bislang über ihn in Ihren Shows zu lästern?

Liberg: Ja, dann müsste ich André Rieu unterstützen. Aber zum Glück gibt es ja noch viele andere Ritter.

Termin: 22. Januar, 20 Uhr. Congresshalle Saarbrücken. www.hansliberg.com

Foto: Thomas Mayer

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort