Kunstwerke der Reformationsmaler Cranach gefährdet

Wittenberg/Magdeburg · Sie gaben der Reformation ein Gesicht: Cranach der Ältere und sein Sohn malten Luther und ihre Weggefährten. Viele ihrer Werke sind vom Verfall bedroht.

Den Blick gesenkt, auf dem Kopf die weiße Haube als Zeichen für verheiratete Frauen - so blieb die junge Frau unter einem Holzrahmen verborgen. Dass ihr ein Nagel in den Kopf gerammt wurde, sah niemand der Besucher in der Wittenberger Stadtkirche. Wie unachtsam mit dem berühmten Reformationsaltar umgegangen worden ist, fanden Restauratoren erst jetzt heraus. Vor dem großen Cranach-Jubiläum 2015 hat die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) mit der wissenschaftlichen Untersuchung und Restaurierung von Altären und Tafelbildern aus der Cranach-Werkstatt in Wittenberg begonnen. Die Kosten dafür liegen bei mehreren hunderttausend Euro.

Im kommenden Jahr wird an den 500. Geburtstag Lucas Cranachs des Jüngeren (1515-1586) erinnert. Gemeinsam mit seinem Vater Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553) gilt er als "Maler der Reformation". Mehr als 1000 Werke werden der Werkstatt des älteren Cranach bislang zugeschrieben, sagt die Kunstreferentin der EKM, Bettina Seyderhelm. Zahlreiche weitere entstanden unter der Leitung des Sohnes. Wittenberg mit seinem 27 Quadratmeter großen Reformationsaltar und zehn weiteren Tafeln ist ein Vorzeigeprojekt. Aber schon da hat es einige Zeit gedauert, das Geld für die Arbeiten zusammenzubekommen: 270 000 Euro Eigenmittel und Geld etwa von Stiftungen, dem Bund und dem Land Sachsen-Anhalt. Dabei geht es in erster Linie um die reine Erhaltung der Kunstwerke.

Um die nächsten zwölf Cranach-Werke auf der Liste in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen zu konservieren, werden nach Angaben der Kunstbeauftragten Seyderhelm noch einmal rund 450 000 Euro benötigt. Bislang sind rund 335 000 Euro zusammengekommen. Das Projekt "Cranach braucht Hilfe" ist eines, das noch auf Spenden angewiesen ist. Weitere Restaurierungsarbeiten laufen in Halle, Weimar und Naumburg, doch es ist ein Kraftakt für die Kirche. Selbst in vielen kleinen Dorfkirchen gibt es Bilder, die aus der Cranach-Werkstatt stammen.

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