Kunsthochschul-Jubiläum: Ex-Rektor klagt über „Geschichtsglättung“

Saarbrücken · Nachklapp zum 25. Jubiläum der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK): Ex-Rektor Diethard Adt klagt in einem offenen Brief über „Geschichtsglättungen“ und eine geringe Wertschätzung der Leistung ehemaliger Professoren.

Die unkonventionellen Jubiläumsfeierlichkeiten der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) zu ihrem 25-jährigen Bestehen am 25. Oktober (wir berichteten) haben einen prominenten Kritiker zu einem Schreiben an HBK-Rektorin Gabriele Langendorf veranlasst. Der Brief liegt der Saarbrücker Zeitung vor. Der ehemalige HBK-Rektor Diethard Adt - er leitetete die HBK von 2001 bis 2004 - schreibt an die amtierende Rektorin: "Sehr geehrte Frau Prof. Langenfeld (sic!), bezugnehmend auf den Artikel vom 23. Oktober in der SZ habe ich mich … entschlossen dazu beizutragen, einige ‚Geschichtsglättungen' aufzuklären …" Auf zwei Brief-Seiten wirft Adt dem derzeitigen HBK-Kollegium, zu dem auch einige Professoren der ersten Stunde wie Andreas Brandolini oder Ivica Maksimovic gehören, vor, dass es "immer die gleichen Personen" seien, die sich "ins Rampenlicht stellen und letztlich mit der Gründung der HBK Saar aber auch gar nichts zu tun haben". Der pensionierte Professor für Kommunikationsdesign fühlt sich offenbar (nicht nur im Bericht unserer Zeitung) übergangen und reklamiert: "Die Weichen für die weitere Entwicklung der HBK wurden in meiner Amtszeit gestellt." Gemeint sind zum Beispiel die Ausarbeitung des Hochschulentwicklungsplanes, das Promotionsrecht oder die Kunsterzieherausbildung in Kooperation mit der Saar-Uni. Adt beklagt mangelnde Wertschätzung. Es müsse die HBK-Leitung nachdenklich stimmen, dass so wenige ehemalige Kollegen bei den Feierlichkeiten anwesend gewesen seien. "Ich selbst werde wohl auf absehbare Zeit die Hochschule nicht mehr betreten", endet Adts Schreiben.

Hört man sich an der Hochschule um, trifft man auf Verwunderung und Unverständnis. Auch ehemalige Mitarbeiter teilen Adts Selbsteinschätzung nicht, was dessen Verdienste um die Hochschule angeht. Die Rektorin hat ihrem Vor-Vorgänger betont diplomatisch geantwortet (eine Kopie des Briefes liegt der SZ vor): "Ich darf Ihnen versichern, dass … Ihre Verdienste um die HBKsaar und deren Entwicklung an der Hochschule in hohem Maße präsent sind und die wichtigen Initiativen, die in Ihrer Amtszeit … realisiert wurden, hochschulintern nach wie vor entsprechend gewürdigt werden."

"Wir haben lange darüber diskutiert, wie wir uns zu diesem jungen Jubiläum präsentieren wollen", erläutert Gabriele Langendorf . Man habe sich für eine junge, freche Feier entschieden, die aus dem Rahmen falle, aber zur Hochschule passe. Dass sich die auf der allgemeinen Einladung eingeladenen "A, B und C Promis" auf den Schlips getreten fühlen, nimmt man an der HBK demnach in Kauf. Es sei eben kein Sektempfang mit Häppchen und Reden gewollt gewesen. Darüber hinaus habe man viele positive Rückmeldungen erhalten, so die Rektorin weiter.

Die Feier freilich nimmt Diethard Adt ganz anders - nämlich als Peinlichkeit - wahr und schreibt von "vielen Kulturschaffenden", die ihn angesprochen hätten, "was mit der Hochschule denn los sei".

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