Kunst am Beckerturm Kunst statt Bier im Beckerturm

St. Ingbert · Zum zwölften Mal stellten die Turmkünstler und ihre Gäste an vier Tagen ihre Arbeit im Innovationspark aus. „Kunst am Beckerturm“ hat ein treues Stammpublikum, zieht aber auch Besucher aus dem ganzen Saarland an.

 Die farbenfrohe Keramik von Gastkünstlerin Karin Klein harmonierte im Beckerturm gut mit den Gemälden, die sie umgaben .

Die farbenfrohe Keramik von Gastkünstlerin Karin Klein harmonierte im Beckerturm gut mit den Gemälden, die sie umgaben .

Foto: Cornelia Jung

Immer wieder Neues wagen, aber auch Vertrautes zeigen – das ist das Konzept der Ausstellung „Kunst am Beckerturm“, die an den vergangenen beiden Wochenenden bereits zum 12. Mal stattfand. Stammbesucher des Turms der ehemaligen Brauerei wissen meist schon vor ihrem Besuch, was sie erwartet, und doch gibt es immer wieder Aha-Momente, wenn sich Malerei, Specksteinskulpturen, Fotografie, Schmuck, Betonkunst und restaurierte Möbel ein neues Gewand übergeworfen haben.

So überraschte Schmuckdesignerin Antje Stolz in diesem Jahr mit einer „Umwidmung“ von Hülsen, in denen an Schießbuden normalerweise die Gewinne stecken. Denn die Keramikobjekte der Rohrbacherin, die als Ohrringe, Hals- oder Handkette daher kamen, machten bunt gestaltet ebenfalls eine gute Figur und zierten ihre neuen Besitzerinnen. „Es gab viel Interesse und wenig Unverständnis“, sagt Stolz in Hinblick auf ihre schmückenden „Schießobjekte“ mit Namen wie „Schützenkönigin“, „Peng Peng“, Bääm“ oder „Volltreffer“. Das Gespräch habe meist über diese Bezeichnungen begonnen. Hätten die Besucher erfahren, was sich hinter der Fassade ihrer Kunst verberge, „waren sie verblüfft und plötzlich machte für sie auch der Name Sinn“.

Ulrike Reichert und Jan Bovensiepen sah man schon von Weitem an, dass sie das erste Mal die vielen Etagen auf den Spuren der Kunst unterwegs waren. Galten ihre Blicke doch nicht nur den vielen Bildern, Fotos, Skulpturen oder auch den Masken im Sudkessel-Raum, die zuvor bei einem Trommeltanz zum Leben erweckt wurden, sondern besonders der Industriearchitektur selbst. Immer wieder öffneten sich den Kunstinteressierten aus Altenkessel in den Räumen neue Blickachsen und sie entdeckten weitere Nischen. „Das ist eine tolle Location mit interessanten Künstlern“, so die beiden, „auf jeder Etage gibt es was anderes und man ist immer schon gespannt, was einen im nächsten Stockwerk erwartet. Im nächsten Jahr kommen wir wieder.“ Besonders angetan waren sie von zwei Gastkünstlern: Katja Hess mit ihren „Upcycling-Bildern“ und Dieter List und seinen Relief-Arbeiten aus Gips und Klammern.

Seinen farbintensiven 3D-Objekten tat der Ortswechsel gut. Als die Schwankhalle noch von der Beckerturm-Kunst „bespielt“ wurde und List dort ausstellte, verloren sich seine Werke im weiten Raum etwas, die nun in einer Nische des „Spinnenraums“ besonders gut zur Geltung kamen. „Die Atmosphäre ist hier privater“, fand der Künstler. Und auch die anderen Kreativen können dem Kunstraum, der sich in diesem Jahr wieder auf den Turm konzentrierte, nur Positives abgewinnen. Niemandem der Gäste müsse der Weg zur Schwankhalle erklärt werden. Diejenigen, die sich der Führung „Lebendige Braukultur“ anschlossen, fanden sich wie selbstverständlich am Turmfuß ein.

Als sehr positiv hoben die Besucher hervor, dass es bei Doris Haubrichs einen „Crash-Kurs“ im Emaillieren gab und man den Möbelretauratoren bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen konnte. Doch nicht nur die Künstler erklärten ihre Werke oder deren Entstehen. Für die Fotografen Karlheinz Schindler und Richard Schorn gab es auch von Besuchern Tipps, welche Rahmung ihren barocken Motiven besonders gut zu Gesicht stünde.

Der Dialog ist es, der nicht nur den zwei Männern am Konzept der Turmkunst so gut gefällt. Sich im Gespräch (nicht nur über Kunst) auszutauschen und jedes Jahr aufs Neue überraschen zu lassen – das lieben die Künstler genauso wie ihre Gäste. Und wenn man den Satz „Die da drüben spinnen“ hörte, dann war das nicht etwa Kritik, sondern der wohlgemeinte Hinweis eines Stoff- und Wolle-Fans, doch der Web-, Filz- und Nähecke noch einen Besuch abzustatten, in der sich Karin Klein und Ulli Osten schon fast häuslich eingerichtet hatten.

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