Kunden sollen per Handy verführt werden

Barcelona. Telefonieren war gestern: Heute kann das Handy den Einkauf organisieren, den Besitzer mit Navigationshilfen ans Ziel bringen oder als virtuelle Gitarre die Zeit vertreiben. Moderne Smartphones sind Computer im Taschenformat, mit denen man auch telefonieren kann. In Verbindung mit schnellen mobilen Internet-Verbindungen krempelt dieser Trend die Telekom-Branche komplett um

Barcelona. Telefonieren war gestern: Heute kann das Handy den Einkauf organisieren, den Besitzer mit Navigationshilfen ans Ziel bringen oder als virtuelle Gitarre die Zeit vertreiben. Moderne Smartphones sind Computer im Taschenformat, mit denen man auch telefonieren kann. In Verbindung mit schnellen mobilen Internet-Verbindungen krempelt dieser Trend die Telekom-Branche komplett um. Wenn sich die führenden Mobilfunk-Unternehmen ab heute wieder zu ihrem wichtigsten Branchentreff versammeln, dem Mobile World Congress in Barcelona, werden auch kleine Handy-Programme im Mittelpunkt stehen. Gemessen am Gesamtmarkt von 1,44 Billionen Dollar im Jahr (eine Billion Euro) wirkt das Geschäft mit den Apps (Applikationen) noch wie ein Tropfen im Meer. 2009 lag der Umsatz bei 4,2 Milliarden Dollar, der Löwenanteil landete im App Store von Apples iPhone. Doch den kleinen Programmen kommt eine Schlüsselrolle zu: Erst die Software macht die Smartphones nützlich. Schätzungen für die Umsatzentwicklung des Markts für Applikationen reichen von elf bis 39 Milliarden Dollar bis Ende 2013. Einig sind sich die Experten, dass ein Boom bevorsteht. "Die Treiber sind im Moment noch Spiele, Multimedia- und Entertainmentanwendungen", sagt Accenture-Experte Nikolaus Mohr. Aber es werde auch immer mehr geschäftlich genutzte Anwendungen wie Finanzapplikationen für den Geschäftskundenbereich geben. Immer mehr Unternehmen aus den verschiedensten Branchen springen auf den Zug auf. Handyhersteller, Netzbetreiber und die Entwickler der Software wollen ein Stück vom Kuchen bekommen. Die Nase vorn haben die Gerätehersteller - allen voran Apple. Im Januar meldete der Computerhersteller drei Milliarden Downloads im AppStore mit seinen 140 000 Programmen für das iPhone, den Multimedia-Player iPod touch und bald auch den Tablet-Computer iPad. Entwickler um die von Google initiierte offene Plattform Android und Handy-Hersteller wie Nokia versuchen nachzuziehen. Auch Netzbetreiber wie Vodafone oder T-Mobile wollen mitmischen. Das Rennen um die Vorherrschaft auf dem Handy hat begonnen. Nach Beobachtung von Experten sind Nutzer auch bereit, für Anwendungen kleine Beträge von bis zu einem Euro zu bezahlen. Meinung

Der Nutzwert entscheidet

Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia Nutzer von Unterhaltungselektronik und Handys werden immer heftiger umworben. Das Fernsehen wird internetfähig, das Handy zum schnellsten Medium, das seine Nutzer fast überall erreicht. Kein Wunder, dass sich Handyhersteller, Netzbetreiber und Software-Entwickler weltweit darum schlagen, möglichst viele Kunden zu gewinnen. Mit ständig neuen Angeboten, die auf das Handy gelangen: ob Nachrichten, Musik, Filme, Spiele, Navigation. Den Möglichkeiten sind in den nächsten Jahren kaum noch Grenzen gesetzt. Kennzeichnend für den Erfolg wird dreierlei sein: Der Kunde muss das Gefühl des größtmöglichen Nutzens beim jeweiligen Angebot verspüren, die Bedienoberflächen von Handys und anderen Geräten müssen möglichst bedienungsfreundlich sein. Und der Preis muss stimmen. Wer all das leistet, gewinnt kräftig Marktanteile.

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