Barenboim-Kritik an neuem israelischen Nationalitätengesetz Warum Barenboim sich dafür schämt, heute Israeli zu sein

Berlin/Tel Aviv · (SZ) Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin, hat in einem zunächst in der israelischen Zeitung „Haaretz“ und gestern in der „Zeit“ nachgedruckten Beitrag das in Israel mit 66 zu 52-Stimmenmehrheit verabschiedete neue „Nationalitätengesetz“ vehement kritisiert.

Er schäme sich „heute dafür, Israeli zu sein“, schrieb der 76-Jährige. Das neue Gesetz definiert Israel als „Nationalstaat für jüdische Menschen“, obwohl 20 Prozent seiner Bewohner Araber sind. Auch sieht es Hebräisch als alleinige Amtssprache vor. Das bislang gleichberechtigte Arabisch erhält nurmehr einen Sonderstatus. Zudem bezeichnet es Israel als das historische jüdische Heimatland und bekräftigt Jerusalem als Hauptstadt. Ein besonders umstrittener Paragraph, der die Errichtung ausschließlich jüdischer Wohnorte ermöglichen sollte, war zuletzt noch abgeschwächt worden. Barenboim spricht in seinem Beitrag von einem Gesetz, „das die arabische Bevölkerung von Rechts wegen zu Bürgern zweiter Klasse macht und eindeutig eine Form von Apartheid darstellt“.

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