Neue Saarbrücker Opernsaison Von Belcanto bis Schwermetall

Saarbrücken · Die nächste Saarbrücker Opernsaison soll deutlich zeitgenössischer und experimentierfreudiger werden.

 Künftig neu im Ensemble: Mezzosopran Carmen Seibel, von SST-Fotograf Martin Kaufhold fürs neue Spielzeitheft abgelichtet.

Künftig neu im Ensemble: Mezzosopran Carmen Seibel, von SST-Fotograf Martin Kaufhold fürs neue Spielzeitheft abgelichtet.

Foto: Staatstheater/Martin Kaufhold

Zu den Vorzügen des nach wie vor amtsfrischen Intendanten zählt fraglos, dass Bodo Busse formuliert, als dichte er nebenbei noch Kalendersprüche: „Kontinuität ist uns wichtig, Vielfalt soll der Inhalt sein.“ Profaner gesagt: Das neue Spielplanheft des Saarländischen Staatstheaters sieht außen exakt aus wie das alte – irgendwie blau-grün halt. Was man damit aber für die Saarbrücker Opernsaison 2018/19 verspricht, bedeutet fürwahr Vielfalt und überdies einen erquickend aktuelleren Akzent als noch in der laufenden, eher betulichen Kennenlern-Runde mit der neuen Bühnen-Equipe.

Intendant Busse skizzierte gestern dazu fix noch den Überbau seines Bühnenschaffens, zwischen postdramatischem Theater, das sich weit öffnet, aber auch Stoffe und Stücke oft mit Sinn, manchmal aber auch ohne Verstand in ihre Bestandteile zerlegt, um Neues zu kreieren. Zugleich, sinnierte der Theaterchef, gebe es aber eben auch eine „Besinnung auf das Narrative“. Man könnte auch von werktreuerer Regie sprechen. Nicht unerheblich angesichts eines Publikums, das im Opernrepertoire längst nicht mehr so firm ist wie das einst vornehmste Bildungsbürgerpflicht war.

Zu den bemerkenswerten Vorhaben zählt jedenfalls, was sich auch der neue Saarbrücker Generalmusikdirektor Sébastien Rouland als Einstand im Musiktheater ausgesucht hat. Cherubinis „Médée“ wird mit Xenakis’ „Medea Senecae“ (Premiere: 19. Januar) zusammengestellt und verwoben – zudem mit Texten Heiner Müllers angereichert. Inszeniert wird das Alt-Neu-Amalgam übrigens von Demis Volpi, früher gefeierter Choreograf in Stuttgart, mittlerweile aber bejubelter Musiktheatermann. Vielversprechend in jeder Hinsicht also.

Wie man Oper im 21. Jahrhundert denkt und schreibt, dafür stehen die „Soldier Songs“ (Premiere: 17. Februar) von David T. Little, die in Saarbrücken als europäische Erstaufführung über die Bretter gehen werden. Ein quasi tagesfrischer US-Import, für den Little auch der „Faszination der Kriegsspiels“ nachspürte, so Dramaturgin Frederike Krüger, Veteranen befragte und einen musikalischen Streifzug durch die amerikanische Musikgeschichte antrat – bis hin zu Heavy Metal.

Erich Wolfgang Korngolds „Tote Stadt“ (Premiere: 6. Oktober), 1920 uraufgeführt, markiert die Moderne des vorigen Jahrhunderts und war, so Busse, ein „Wunsch des Publikums“. Kontinuität hält der Intendant hingegen mit Verdi und Strauss. Mit dem Italiener geht diese Saison zu Ende, mit seiner „Traviata“ geht es nach den Ferien wieder los (Premie­re: 26. August). Sozusagen als Belcanto-Aperitivo auf die neue Saison. Nach der „Salome“ jetzt legt dass SST dann mit dem „Rosenkavalier“ (Premiere: 23. März) nach, womit Busse gleich noch einen „Strauss-Zyklus“ ausruft. Das dürfte denn auch Wagner-Freunde etwas trösten, die noch eine weitere Saison ihres „Rings“ harren müssen, den dann der neue Chef Rouland dirigieren wird.

 Tänzerin Brooke Squire wird auch in der nächsten Spielzeit das SST-Ballett-Ensemble bereichern. Zuletzt tanzte sie in „Dornröschen“ und in „Verlangen“.

Tänzerin Brooke Squire wird auch in der nächsten Spielzeit das SST-Ballett-Ensemble bereichern. Zuletzt tanzte sie in „Dornröschen“ und in „Verlangen“.

Foto: Staatstheater/Martin Kaufhold

Eine „gar nicht operettige“ Operette, so jedenfalls Busses Inszenierungsorder an Regisseur Christof Cremer, sprich „Die Csardasfürstin“ (Premiere: 1. Dezember), und dazu Gounods wunderbare Oper „Faust“ (Premiere: 31. Mai) runden die Saison. Urdeutscher Stoff, von Goethe dichterisch geadelt, aber auch jenseits des Rheins ein Opernfavorit: So interpretiere das Staatstheater die Frankreichstrategie, sagte Busse. Der eben für alles schöne Worte findet. Aber das hatten wir ja schon.

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