Filmstandort Saarland Mischung aus Hoffnung und Frust

Saarbrücken · Ist das Saarland ein Filmstandort? Falls nicht, kann er einer werden? Darüber wurde in Saarbrücken diskutiert.

 Für den Kinofilm „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ wurde im Juni auf dem Peterhof bei Perl gedreht. Im Bild: Die Schauspieler Heiner Lauterbach  und Leia Hiltwick.

Für den Kinofilm „Immenhof – Das Abenteuer eines Sommers“ wurde im Juni auf dem Peterhof bei Perl gedreht. Im Bild: Die Schauspieler Heiner Lauterbach  und Leia Hiltwick.

Foto: BeckerBredel

„Geht da noch was?“ Das war die Frage am Freitagabend im Garelly-Haus, gestellt vom Saarländischen Filmbüro – um den Filmstandort Saarland ging es. Kann man davon überhaupt sprechen? Ja, glaubt Uwe Conradt (CDU), Geschäftsführer der Saarland Medien und somit verantwortlich für die 80 000 bis 85 000 Euro, die das Land jährlich an hiesige Filmprojekte vergibt. Zum Vergleich: Baden-Württemberg kann jährlich vier Millionen Euro vergeben, die pfälzischen Nachbarn haben keine Filmförderung, aber die Anlaufstelle Film- und Medienforum Rheinland-Pfalz, das vom Land 100 000 Euro erhält. „Wir sind eine kleine Förderung, was den Betrag angeht“, sagt Conradt in seiner Einführung, „aber wir sind kreativ“, auch abseits reiner Förderung. So habe man die ZDF-Krimiserie „In Wahrheit“ an die Saar geholt, von der 2019 zwei weitere Folgen gedreht werden, insgesamt acht Wochen lang. Dass jüngst hier Szenen für den Kinofilm „Immenhof“ entstanden (an 11 von insgesamt 40 Drehtagen), „ist uns aber in den Schoß gefallen“, gibt Conradt zu. Für den Film erwies sich der Peterhof in Perl-Borg als ideale Kulisse. Wenn man Produktionen nicht mit großen Zuschüssen locken kann, „dann sind die Motive sehr wichtig“.
Das Saarland als Filmstandort von außen zu nutzen, wird in den Augen Conradts durch die verbesserungswürdige Anbindung erschwert – wenn Flugpreise steigen oder Filmemacher und Darsteller nach einem Drehtag wegen schlechter Bahnverbindungen nicht in ihre Heimat kommen. „Das kostet dann nochmal Übernachtung und Gagen, das kann eine Produktion 100 000 Euro teurer machen.“ Auf der Plus-Seite fänden sich aber die saarländisch kurzen Wege: „Für ‚In Wahrheit‘ musste eine Straße in Malstatt gesperrt werden. Woanders hätte das vielleicht Ärger bedeutet – aber hier haben sich die Leute gefreut, dass mal etwas los ist.“

Weniger los ist allerdings, wie Conradt sagt, beim grenzüberschreitenden Co-Development‐Abkommen für die gemeinsame Filmförderung in der Großregion durch Luxemburg, das Saarland, die Région Grand Est und Ostbelgien. Der betreffende Fonds ist bestückt mit 55 000 Euro, „aber die Anträge aus Deutschland sind extrem rar. Das hat bisher unsere Erwartungen nicht erfüllt.“ Immerhin: Im April soll es einen Termin im Landtag geben – mit dem Ziel, die Politik zu überzeugen, den saarländischen Fördertopf etwas stärker zu befüllen.

Die anschließende Diskussion mit saarländischen Filmemachern, moderiert von Carl Rolshoven, blickte weniger auf das Saarland als Ort für Produktionen von außen, sondern auf die Frage, inwieweit man hier arbeiten und davon leben kann. Und da war eine Mischung aus zäher Hoffnung und Frust zu spüren. Da ist Regisseur Thomas Scherer, der nach dem Studium in Offenburg ins Saarland zurückgekehrt ist und hier fünf Folgen seiner Serie „Unter Tannen“ gedreht hat, die im SR laufen. „Hier drehen zu können, war ein Traum“, sagte Scherer. „Von der Arbeit leben zu können, wäre der nächste Traum. Aber trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass hier so viel möglich ist.“ Dass früher hier mehr möglich war, daran erinnerte Phil Christen vom Saarbrücker Mediennetzwerk „Resarevoir audiovisuäl“: Die Pleite der Produktionsgesellschaft und SR-Tochter Telefilm Saar 2007 „war eine große Zäsur. Erst war sie Platzhirsch, dann weg. „Und damit Jobs und Personal, das sich woanders Arbeit suchte. Der Saarbrücker Kameramann Gunter Moskau riet generell, man müsse raus und „darf nicht warten, bis man im Saarland entdeckt wird“. Christen hielt dagegen: „Wer geht, der kommt erfahrungsgemäß nie wieder.“ Filmemacher Philipp Müller ist überzeugt, dass es im Saarland genug Qualifizierte etwa für eine Produktion wie „In Wahrheit“ gebe. „Man muss keine Beleuchter aus Stuttgart holen, wenn es hier schon gute gibt.“ Damit sich das herum spricht, schlug Scherer vor, man müsse die saarländischen Produktionen überhaupt stärker nach außen tragen, auf mehr Festivals zeigen. Er selbst will hier bleiben und glaubt an einen Filmstandort Saarland, so wie Christen, der eindringlich an die Kollegen appellierte: „Bleibt hier und habt die Eier, hier Filme zu produzieren und das Saarland zu dem Filmstandort zu machen, von dem die Politiker träumen – aber nicht wissen, wie viel Geld das kostet.“

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