Konzert Tzvi Avnis Klavierkonzert mit der DRP

Saarbrücken · () Zum 90. Geburtstag von Tzvi Avni hatte der SR am Donnerstag dessen Klavierkonzert in das Programm des 1. Studiokonzertes der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) aufgenommen. Der Saarbrücker Ehrenbürger konnte sich persönlich für die freundliche Aufnahme seines 2009/10 entstandenen Werkes bedanken.

Ein Kammerorchester soll dem Klavier gegenüberstehen – im Sendesaal auf dem Halberg war es ein leicht abgespecktes Sinfonieorchester, das für üppige Klangfülle und Undurchsichtigkeiten sorgte. Programmatische Satztitel wie „Confrontation, Confession und Youth images“ offerierten dem Hörer Assoziationsmöglichkeiten für eine rückwärtsgewandte, aber auch mit Modernismen angereicherte, etwas schwerblütige Komposition. Am Klavier agierte die Uraufführungspianistin Heidrun Hoffmann, die, aus der Partitur lesend, pianistische Lichter entzündete, Cluster donnern ließ und flinkes Figurenwerk in dichte Strukturen wob. Koordinator am Pult war Gastdirigent Jamie Phi­lipps. Ein routinierter Techniker und wie sich in den umrahmenden Orchesterwerken zeigte, auch ein versierter Gestalter mit Sinn für Effekte, Emotion und Präzision. Das motivierte das Orchester bei den eröffnenden Variationen „Der Pfau flog auf“ von Zoltán Kodály. Die schlichte, pentatonische Volksweise wurde in fantasievollen Facetten, glänzend instrumentiert und in Gruppen von besinnlich bis scherzohaft variiert. Eintönigkeit kam nicht auf, Farben, Takt- und Tonarten wechselten ständig, von exotisch-orientalischem Kolorit bis zu impressionistischen  Klangwelten.

Das Orchester, inspiriert durch das suggestive Dirigat, gestaltete überzeugend. Wie auch in der „Sinfonia semplice“ des dänischen Nationalkomponisten Carl Nielsen. „Einfach“ ist in dieser Sinfonie nicht viel. Es wimmelte von vertrackten Einfällen, akademischen Kanons und Fugati, grellem Blech, hämmernden Repetitionen. Pointilistisches karikierte Weberns Atonalität in der „Humoreske“, sie wurde zurückgeworfen auf festen harmonischen Boden. Ein „ernsthafter Vorschlag-proposta seria“, ein lastendes, kontrapunktisches Adagio retardierte. Abschließend „Tema con variazioni“ mit volkstümlichem Thema und beunruhigender Zwielichtigkeit. Ein Walzer ließ schmunzeln, bis ihn polytonale Einwürfe zerstörten. Bitonales löste das Thema endgültig auf, es zerstäubte im fanfarenartigen Schluss. Der sinfonische Idealismus ward endgültig ad acta gelegt. Philipps und die DRP ließen mit ihrer Interpretation keinen Zweifel an ihrer Extraklasse.

Nächstes Saarbrücker Konzert der DRP: Sonntag, 29. Oktober, 11 Uhr, Congresshalle.Infos: www.drp-orchester.de

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