Kammermusiktage Mettlach „Tiefer Zorn“ bei der Mettlacher Kammermusik

Mettlach · Das junge Amatis-Klaviertrio hat gestern die Reihe der Mettlacher Kammerkonzerte beeindruckend fortgesetzt. Dreh- und Angelpunkt ist der Pianist Mengjie Han (Niederlande), dessen technische Souveränität sich mit einer federleichten Anschlagskultur paart, die vom zartesten Hintupfen bis zur kraftvollen Akkordik reicht.

Geigerin Lea Hausmann (Deutschland) konnte mit energischem Zugriff und Wohlklang in allen Lagen überzeugen, Cellist Samuel Shepherd (Großbritannien) mit feinsten Nuancen und selbstbewussten Soli.

Ideale Voraussetzungen für Schuberts Trio in Es-Dur, das mit geweiteter, spannungsgeladener Dynamik und stimmigen Tempi ein Höhepunkt intelligenten Musizierens wurde. „Tiefer Zorn“ und „überschwängliche Sehnsucht“ hat Schubert dem Kopfsatz attestiert. Das wurde spürbar, auch die bewegte und bewegende Seufzer-Dramatik des Andante. Dem Scherzando folgte das schwungvolle Finale mit seinen Repetitionen und den himmlischen Schubertschen Längen.

Da musste nach der Pause etwas ganz anderes kommen. Und es kam: Eine gemeinsame Improvisation fürs Publikum, die Trio-Musiker und den Meister-Klarinettisten Ib Hausmann. Die Hörer in der Alten Abtei durften beliebige Töne summen, Hausmann improvisierte dazu auf seiner Klarinette. Nicht neu, aber nett, ziemlich beliebig, erheiternd allemal. Handfester dann das Finale mit einer Rarität: Paul Hindemiths Quartett für Klarinette und Klaviertrio, 1938 während seiner Emigration in die USA entstanden. Vom romantischen Gefühl bis zu Marschrhythmen reicht die typisch Hindemithsche Faktur seiner klassizistischen Phase, vom Beginn in einer Kirchentonart bis zu Disparatem im Schlusssatz: die Zerstörungen dieser Epoche Europas, auskomponiert. Als entspannende Zugabe: Astor Piazolla mit einem seiner raffinierten Tangos. Kompromisslos mit allen interpretatorischen Extremen geschmückt. Hinreißend!

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