Terror und Jobcenter

Saarbrücken · Der französische Dramatiker Fabrice Melquiot steht im Mittelpunkt des nächsten „Primeurs“-Festivals. Vom 23. bis 26. November gibt es in der Alten Feuerwache in Saarbrücken und einmal auch im Carreau in Forbach frankophone Gegenwartsdramatik.

Der zehnte Geburtstag beim Festival "Primeurs" steht an. Wollen die Veranstalter da ein großes Sonderprogramm auffahren oder neue Wege gehen? Nein. Denn etwas Besonderes ist das Programm ohnehin - und wenn ein Festival für frankophone Gegenwartsdramatik ohne bedeutende Zuschüsse eine Dekade lang überleben und wachsen kann, dann muss das Konzept tragfähig sein. "Wir sind ein kleines Festival, haben aber Stabilität und eine gute Wirkung nach außen erreicht", sagt Ursula Thinnes, Chefdramaturgin beim Saarländischen Staatstheater. Stolz ist sie auf die Nähe zum Publikum und auch darauf, zahlreiche französische Texte nicht nur selbst präsentiert, sondern auch für Bühnen in ganz Deutschland zugänglich gemacht zu haben: "Für etwa zwei Drittel der Texte haben wir selbst den Übersetzungsauftrag gegeben."

Gestern stellten Thinnes und die "Primeurs"-Partner - das Theater Le Carreau in Forbach, SR2 Kultur-Radio und das Institut d'Études Françaises in Saarbrücken - das Programm 2016 vor. Bei diesem steht Fabrice Melquiot im Focus, erklärte Thinnes. Der Autor, Schauspieler und Regisseur, der das Kinder- und Jugendtheater Am Stram Gram in Genf leitet, war schon bei "Primeurs" dabei, doch ist er diesmal mehrmals vertreten. "Melquiot hat einen außergewöhnlichen Humor und immer diesen besonderen dramaturgischen Dreh, der die Handlung antreibt", sagt Thinnes.

Los geht es am 22. November als Festival-Einstimmung mit einem Symposium zum dramatischen Werk Melquiots. Außerdem werden seine Werke "Les Séparables" und "Schwanengesänge" präsentiert. Ersteres handelt von einer Freundschaft, Fantasiewelten und Beziehungen, letzteres von der Liebe einer älteren Frau und eines jüngeren Mannes, zu sehen und hören als SR2-Live-Hörspiel. "Eine wunderschöne Geschichte, humorvoll und trotzdem ernsthaft", verspricht Anette Kührmeyer, Höspiel-Chefin bei SR2.

Diskussionen wird wohl "Djihad" von dem Belgier Ismaël Saidi auslösen; er erzählt von drei jungen Männern, die ihr normales Leben aufgeben, um sich dem islamistischen Terror anzuschließen. Poetisch kommt "Fendre les lacs" von Steve Gagnon daher, das sich um angeschlagene Beziehungen dreht, energisch und mit Biss hingegen "Jobcenter" von Enzo Cormann, in dem ein Ingenieur um die 50 um mehr als einen Job kämpft. Dabei sind auch die Autoren Fanny Britt und Olivier Sylvestre.

Komplettes Programm: www.festivalprimeurs.eu

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