Temperamentvolle Saar-Bretonen

Neunkirchen · Seit 40 Jahren spielt die saarländische Band „An Erminig“ international erfolgreiche bretonische Volksmusik. Am Samstag gastierte die Gruppe in der ausverkauften Stummschen Reithalle in Neunkirchen. In diesem Jahr stehen noch einige Jubiläumskonzerte an.

 Die saarländische Gruppe „An Erminig“ vermittelt seit 40 Jahren bretonische Musikkultur und Lebensfreude. Foto: Iris Maurer

Die saarländische Gruppe „An Erminig“ vermittelt seit 40 Jahren bretonische Musikkultur und Lebensfreude. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

In einem Urlaub mit der Familie habe sie begonnen, die Begeisterung für bretonische Volksmusik. Mehr als 40 Jahre danach sind die Brüder Andreas und Hans Martin Derow immer noch dieser urtümlichen und hinreißenden Stilrichtung verfallen: Ihre Band "An Erminig" (der Name bezeichnet den in der bretonischen Fahne abgebildeten Hermelin) feiert dieses Jubiläum mit einer Konzertreihe: Am Samstag gastierte die Band in Neunkirchen.

Zum harten Kern von "An Erminig" zählt neben den Brüdern Derow auch Andreas' Frau Barbara Gerdes. Das Paar wohnt nahe der Grenze im lothringischen Rouhling - so viel Frankreich muss wohl sein. Auch schon 20 Jahre dabei sind Amby Schillo am Schlagzeug sowie Thomas Doll am Bass. Jetzt war das ja in der Hauptsache Tanzmusik, die die Bretagne-Liebhaber spielten, doch zum Tanzen war in der Reithalle kaum Platz - es hätten ja sonst noch weniger als die anwesenden 160 Zuhörer hineingepasst. Dennoch führten vier Tänzer - angeleitet von Hans Martin Derows Frau - vor, wie es wohl so zugeht auf den bretonischen Volksfesten: In einer Reihe eingehakt wurden dort komplizierte Schritte auf beengtem Raum zelebriert. Eine schöne Anekdote erzählte Hans Martin Derow zu einem Tanz namens "Plinn": Dieser sei gerne gespielt worden, wenn ein Gebäude errichtet werden sollte - denn wo die ganze Nacht hindurch getanzt worden sei, sei am nächsten Morgen der Boden schön festgestampft gewesen.

Immer wieder erzählten Gerdes, Derow und Derow von den wilden Begebenheiten im nordwestlichen Zipfel von Frankreich: vom kargen Leben, der rauen Landschaft und dem gefährlichen Meer; von den abgetriebenen Matrosen, die Streichhölzchen ziehen, wer als Erster dem Rest als Nahrung dienen muss; von dem Pärchen, das sich im Weizenfeld vergnügt und den Zorn des Bauern auf sich zieht oder vom Trinker, der auf dem Weg nach Hause seine Kleidungsstücke verliert.

Mit der Musik begab sich das Publikum auf die Reise in die herb-schöne Bretagne - das windige Wetter draußen passte dazu perfekt. Die Musiker von "An Erminig" haben in den 40 Jahren des Bestehens ihrer Gruppe auch eigene Songs geschrieben, die sich wunderbar ins Repertoire einfügten. Nur mit der bretonischen Sprache sei man trotz verschiedener Kurse nie so weit gekommen, um selbst zu texten, berichtete Barbara Gerdes.

Ansonsten wird auf Authentizität viel Wert gelegt mit Instrumenten wie der Bombarde oder der keltischen Harfe. Mit einer Ausnahme: Statt des bretonischen Dudelsacks habe man doch lieber einen schottischen genommen - der bretonische spiele noch eine Oktave höher. Das sei "echt heftig", sagt Gerdes. In der Anfangszeit sei man sogar wegen des lauten Instruments zum Proben in den Wald gegangen. Die Neunkircher Fans erlebten einen abwechslungsreichen, temperamentvollen Abend, der erst nach zwei Zugaben endete.

Weitere Konzerttermine in der Region: www.an-erminig.de

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