Festival „Colors of Pop“ Späte Rückkehr in die Fantasywelt „Osten Ard“

Saarbrücken · Erfolgsautor Tad Williams stellte in Saarbrücken die Fortsetzung seiner Fantasyreihe „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ vor.

Ob es ohne ihn wohl das weltweite Phänomen „Game of Thrones“ gegeben hätte? Der kalifornische Fantasyautor Tad Williams gilt als die Inspirationsquelle für den Game-Of-Thrones-Vorlagengeber George R. R. Martin („Das Lied von Eis und Feuer“). Besser gesagt: Williams „Osten Ard“-Reihe von 1988 bis 1993, in Deutschland bekannt als „Das Geheimnis der Großen Schwerter“. Sie spielt in der fiktiven, mittelalterlichen Welt Osten Ard, in der Küchenjunge Simon zum Helden wird, indem er die Pläne der bösen Elben (genannt Nornen) durchkreuzt. Ohne Williams’ Werke wäre Martin wohl nicht zum Schreiben der literarischen Vorlage für „Game Of Thrones“ angetrieben worden, betont er immer wieder selbst.

Das erwähnt auch Tad Williams bei seinem Besuch am Freitag im Saarbrücker Kino Camera Zwo im Rahmen von „Colors of Pop“. Nach fast 30 Jahren hat er nun seine „Osten Ard“-Reihe fortgesetzt, sehr zur Freude seiner Fans. Diese Reihe gilt als noch wegweisender als seine speziell in Deutschland sehr populäre Romanserie um die futuristische Welt „Otherland“. Wie ein Lieferant zahlreicher Weltbestseller tritt der 60-jährige Williams nicht auf. Er ist locker, ungemein lustig und sehr nahbar bei seiner Mischung aus Lesung und Fragestunde. Über eine Stunde erfüllt er am Ende Signier- und Fotowünsche. Mitgebracht hat er „Die Hexenholzkrone“, den Auftakt der neuen Osten-Ard-Reihe, die die Geschehnisse Jahrzehnte später weitererzählt. Aus ihr liest er gestenreich in klarem, gut verständlichem Englisch und eine Übersetzerin eine Passage auf Deutsch. Warum er das so runde, märchenhafte Werk fortsetze, will ein Fan wissen. Williams erklärt glaubhaft, dass er das nie habe tun wollen, sich stattdessen immer neue Welten ausgedacht habe, „Shadowmarch“ etwa oder Engel-Anwalt „Bobby Dollar“: Erfolgreiche Bücher nur des Erfolgs wegen weiterzuspinnen, sei wie McDonalds oder Kentucky Fried Chicken. Nicht seins. Es habe schon eine neue Idee kommen müssen. Und die hatte er vor wenigen Jahren im Dialog mit seiner Frau, die ihn immer mal wieder von einer Osten-Ard-Rückkehr habe überzeugen wollen: Er habe argumentiert, dass er  nicht mehr der Gleiche wie früher sei, um sich nach Osten Ard zurückzudenken. Genau da habe er überlegt: Was wäre wohl nach Jahrzehnten aus dem jugendlichen Helden Simon geworden? Wie arbeiten er als König und seine Königin Miriamel zusammen? Was machen ihre Kinder und Enkel? Was Williams danach zu Papier brachte, sprengte schnell den Rahmen und musste ob seiner Opulenz in zwei Werke geteilt werden. „Die Hexenholzkrone“ ist das Erste.

Die Nornen bleiben hier nicht länger die unbekannten Erzbösen, Williams macht sie nahbarer, menschlicher. Überraschende Tode unter den liebgewonnen Helden sind aber eher nicht zu erwarten. Anders als der pessimistische George R.R. Martin werfe er seine Hauptfiguren nicht weg, „dafür habe ich zu lange an ihnen gearbeitet“, erklärt Williams lachend. Seine erste Serie vor über 30 Jahren erinnerte manchen Kritiker zu sehr an Tolkiens „Herr-der-Ringe“.  Einen Tolkien-Imitator habe man ihn genannt, resümiert Williams heute fast belustigt. Dabei hat der Vorwurf  den seit Kindertagen bekennenden Tolkien-Fan vor 30 Jahren doch getroffen: „Otherland“ habe er auch deshalb geschrieben, damit niemand nochmal sagen könne, er kopiere Tolkien.

Seine neue, alte „Osten-Ard“- Welt, in deren Konstruktion er einige Einblicke gibt, ist wieder gewaltig. Die Völker, die Figuren und teils magischen Wesen sind zahlreich und bis ins kleinste Detail ausgemalt.

Tad Williams: Die Hexenholzkrone 1. Der letzte König von Osten Ard 1. Klett-Cotta, 745 S., 20 €.

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