Schmuse-Rap mit Bigband-Sound

Losheim · Im Rahmen seiner MTV-unplugged-Tour gastierte Cro am Donnerstag am Losheimer Stausee. Rund 11 000 Menschen feierten den deutschen Erfolgsrapper mit der Panda-Maske.

 Imposante Bühne mit Lichtshow und Videoclips vor Strandbad-Kulisse: Auf drei Ebenen verteilt sich Cros Orchester. Fotos: Becker & Bredel

Imposante Bühne mit Lichtshow und Videoclips vor Strandbad-Kulisse: Auf drei Ebenen verteilt sich Cros Orchester. Fotos: Becker & Bredel

Mit einem Regenbogen statt der befürchteten Schauer beginnt das Konzert von Cro im Strandbad am Losheimer Stausee. Allein das sorgt schon für gute Laune beim gut präparierten Publikum. Es ist gerade dunkel geworden, als Cro seine Rap-Romantik-Einlage "Melodie" aus dem gleichnamigen Album anstimmt und sein Publikum auffordert, die Taschenlampen-Apps ihrer Handys einzuschalten. "Ah, die 20- bis 30-Jährigen haben sie direkt gefunden", scherzt er. "Jaaa, jetzt geht das Licht bei den 30- bis 40-Jährigen an….und alle über 40-Jährigen sind jetzt auch dabei", witzelt er. Vergessen hat der 26-Jährige die Teens und die noch jüngeren, die einen Großteil der rund 11 000 Besucher des Open-Airs ausmachen. Ganze Familien sind zu dem Stuttgarter Rapper mit der Pandamaske an den See gepilgert. Kein Wunder, spielt der Erfinder des "Raop", einer Mischung aus Rap und Pop, doch seinen ganz eigenen geschmeidig-melodiösen Rap-Stil, der auch für Hip-Hop-Anfänger und Mainstream-Musik-Konsumenten bestens geeignet ist. Jugendfrei sind seine Texte obendrein.

Mit Top-Hits wie "Traum", "Bye bye" oder "Einmal um die Welt" ist Cro alias Carlo Waibel seit 2013 zum erfolgreichsten Deutschrapper aufgestiegen. Es sind Songs, die allesamt keine tiefen Botschaften vermitteln wollen. Rap als Sozialkritik? Darauf hat Cro keine Lust, er "scheißt aufs Erwachsensein" ("Never grow up"). Denn dafür hat der 26-Jährige "grade keine Zeit". Stimmt wohl, schließlich tourt er seit einem Jahr, entwirft nebenbei Klamotten und dreht einen Film mit Til Schweiger, der im Herbst ins Kino kommen soll.

Statt wie die "erwachsenen" Rapper also mit bösen Schimpfworten über die Welt herzuziehen, besingt der knuddelige Panda-Mann das Partymachen, Geldausgeben, "Chicks" aufreißen und gerne den eigenen Erfolg, von dem er immer noch selbst überwältigt zu sein scheint. Seine Gute-Laune-Scheißegal-Musik trifft das Lebensgefühl des jungen Publikums, auch in Losheim. Man lebt den Moment, denn "Die gute alte Zeit ist jetzt" und "Diese Welt ist geil, denn ich hab' alles was ich brauch'".

Für die MTV-Unplugged-Tour, deren Live-Mitschnitt aus Ludwigsburg vor gut einem Jahr als Album erschien und die Charts stürmte, hat Cro ein 20-köpfiges Orchester auf die Bühne geholt: Aufgepeppt von dessen Bigband-Sound und einer ausgefeilten Licht-Show und -regie wird so aus dem auf Dauer doch sehr eintönigen Hip-Hop-Sound ein echtes Musikerlebnis. Auf den drei Ebenen der Bühne sitzen je vier Streicher und Bläser, Schlagzeuger, Keyboarder, Bassist und Gitarrist. Außerdem drei starke Background-Sängerinnen und der für den Mix der Tracks und Samples unerlässliche DJ, der hin und wieder auch mal auf ein paar Vinyl-Platten rumkratzt. Leider verschwinden Cros Texte zumeist akkustisch im großen Swing-Arrangement. Schade, denn Rap lebt eben vor allem vom Text. Der Stimmung bei den Fans tut das keinen Abbruch, sie kennen ja die Texte. Der Panda lässt Milch mit Honig und Drinks servieren. Und immer wieder fordert er: "Arme hoch!".

Cro ist ein guter Entertainer - zu Beginn der Tour hatten ihm Kritiker Steifheit vorgeworfen. Nach mehreren Dutzend Auftritten vor einem Massenpublikum hat der öffentlichkeitsscheue Rapper den Draht zum Publikum offenbar gefunden. Immer wieder steigt er runter von der Bühne.

 Auch der Schmuse-Panda kann den Rapper-Griff.

Auch der Schmuse-Panda kann den Rapper-Griff.

Zum zweiten Set - ohne Orchester - kommen zwei Gäste für "Meine Gang" auf die Bühne: Die Rapper Danju und Vona, der auch das Vorprogramm spielte. Und zum Finale lässt Cro sogar ein Piano aus Nebelschwaden aus dem Bühnengraben hochsteigen - nur, um ein paar Töne darauf zu klimpern. Nach über zwei Stunden geht ein mitreißendes Konzert ganz "easy" zu Ende.

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