Schmalz und Schmackes, „Bum“ und „Ha!“

Saarbrücken · Dirigent Nicholas Milton zeigte sich beim Neujahrskonzert im Saarländischen Staatstheater in großer Form – ebenso wie das Staatsorchester und die Sopranistin Herdís Anna Jónasdóttir.

Das Programm des Neujahrskonzerts im Staatstheater am Sonntag schien zugleich ein Psychogramm des Generalmusikdirektors Nicholas Milton zu liefern: Demnach wäre er nicht nur ein phantasievoller Dirigent, ein clownesker Entertainer und ein Frechdachs, der begeistert auf das fabelhafte Solo des Paukers hinwies (der dann nur "Bum" machte) und sein Staatsorchester als bessere Sänger als die Wiener Philharmoniker ankündigte (sie riefen mehrmals "Ha!"); sich selbst bezeichnete er vollmundig als "besten Tänzer seit Nurejew" und rühmte seine Sangeskünste auch als Koloratursopran (um sich dann von Herdís Anna Jónasdóttir doubeln zu lassen). Nein, Milton ist offenbar auch ein Optimist, der ungeachtet der Weltlage "Candide" (Bernstein) aufs Programm setzte, der mit Leibniz in der besten aller Welten zu leben meint und daher "Ohne Sorgen" (Josef Strauss) auf "Frühlingsstimmen" (Johann Strauss) hofft, zumal da jemand bereitsteht, "to watch over me" (Gershwin). Mit einem Wort und noch einmal Bernstein: "It's wonderful", in dieser Welt zu leben!

Zumindest im ausverkauften Großen Haus des Staatstheater stimmte das. Dem Publikum gefiel es offenbar, nicht immer wieder den gleichen Strauss von Sträussen präsentiert zu bekommen, sondern Bekanntes und Neues aus dem Land des pfälzischen Enkels Trump samt Tonbandzitaten seiner Präsidenten-Vorgänger, pendelnd zwischen Schmalz und Schmackes. Aber da Milton versteht, sogar aus "Stars and Stripes" Musik zu machen, hatten alle viel Spaß, zumal das Orchester an jedem Pult überzeugte.

Herdís Anna Jónasdóttir begeisterte das Publikum mit frischem Timbre und virtuosen Koloraturen, drei Outfits und hundert Ausdrucksnuancen. Der rauschende Beifall mit stehenden Ovationen erzwang mehrere Zugaben. Wenn das ganze 2017 so gelänge - schön wär's.

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