Schluss mit lustig mit Carl Nielsen: Trinks und das Staatsorchester

Saarbrücken · Alles fing so gut an. Die murmelnde Quelle der "Moldau" führte klares Wasser, und die Naturbilder in Smetanas Sinfonischer Dichtung wurden von Constantin Trinks und dem Staatsorchester am Sonntag (Congresshalle) klangschön bis zum rauschenden Strom entwickelt.

Als kammermusikalisches Zwischenspiel dann das Oboenkonzert von Strauss. Ramón Ortega Quero als Solist begeisterte das Publikum mit geschmeidigem Ton und stupender Technik, einem träumerisch verhaltenen Mittelteil und einem übermütigen Finale.

Das Orchester, dem der Komponist manche virtuose Imitation des Soloparts zugedacht hatte, schlug sich wacker und bot ein schönes Bläserquintett von Oboe, Klarinetten und Fagotten. Schade nur, dass das Bratschensolo vom allgemeinen Wohlklang zugedeckt wurde. Für den begeisterten Beifall dankte der Solist mit einer Bach-Zugabe, stibitzt aus dem Flötenrepertoire.

Doch dann war Schluss mit lustig. Der Lebenskünstler Strauss war fähig, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sein gut gelauntes Oboenkonzert zu schreiben. Ganz anders sein schwerblütiger Kollege Carl Nielsen, dessen 5. Sinfonie von den Schrecken des Ersten Weltkrieges geprägt ist. Die Monotonie kurzer Motive, meistens auf der kleinen Terz oder dem düsteren Tritonus basierend und ständig wiederholt, und an schrille Vogelschreie erinnernde Zwischenrufe der Bläser schufen eine beängstigende Atmosphäre, durchbrochen vom Schmettern der Kleinen Trommel. Constantin Trinks steuerte diesen furchterregenden Albtraum zielbewusst auf den Höhepunkt zu.

Dass der zweite Satz die vom Komponisten angestrebte Versöhnung nicht brachte, lag nicht am Orchester oder am Dirigenten, sondern schien mit Blick auf die Zwischenkriegsepoche unausweichlich. Ein verstörendes Zeitbild in Tönen mit einem mühsam aufgepropften Dur-Schluss.

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