Neues Klassikfestival Neues Klassikfestival unterm Dach des Staatstheaters

Saarbrücken · Ob der neue Saarbrücker Theater-Intendant Bodo Busse auch die Leitung der Klassikfestspiele übernehmen wird, ist unklar.

 Übernimmt der neue Staatstheater-Intendant Bodo Busse auch das neue Klassikfestival?

Übernimmt der neue Staatstheater-Intendant Bodo Busse auch das neue Klassikfestival?

Foto: Oliver Dietze

Klassik-Fans bangen und warten schon sehr lange. Über eineinhalb Jahre. Ihnen wurde im Frühjahr 2016 von der Landesregierung ein neues Klassikfestival versprochen, schon für 2018, quasi als Ersatz für die Musikfestspiele Saar. Die hielt die Politik nämlich für überholt - und strich die Landesmittel. Seitdem welkt das Traditionsfestival Robert Leonardys dahin, die diesjährige China-Ausgabe laufe schleppend, hört man. Ob die Musikfestspiele auf Dauer überleben, ist also fraglich. Falls ja, werden sich ab dem Jahr 2018 zwei Musikreihen um das Klassik-Publikum streiten. Falls nicht, müsste für ein neues Klassikfestival längst ein Alternativvorschlag entwickelt und kulturpolitisch debattiert worden sein, schließlich gibt es dazu einen Kabinettsbeschluss. Aber: Fehlanzeige.

Allerdings ist nun endlich ein Modell gefunden, wie es laufen könnte. Doch überraschenderweise schweigen sich sowohl die Staatskanzlei wie auch das Kultusministerium aus über das, was doch längst im Land kolportiert wird: Das neue Festival soll beim Saarländischen Staatstheater (SST) angedockt werden. „Nicht veröffentlichungsreif“ seien die Pläne, heißt es aus dem saarländischen Kultusministerium. Abgetaucht ist die Ministerpräsidentin, obwohl Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) doch die Initiatorin der neuen Klassikbiennale ist. Die favorisierte Konstruktion, das Festival an die Infrastruktur eines Theaters anzubinden, kann durchaus Vorteile bieten und wird an anderen Theatern erfolgreich praktiziert, etwa in Heidelberg für die „Schlossfestspiele“ oder an der Bayerischen Staatsoper mit den Münchner Opernfestspielen.

Immerhin bestätigt zumindest der neue Intendant des Saarländischen Staatstheaters (SST), Bodo Busse, die Idee für die Anbindung des Festivals an die Bühne. Seine Pressechefin Andrea Kremper legt gegenüber der Saarbrücker Zeitung dar: Es habe im Frühjahr bereits eine telefonische Anfrage aus der Staatskanzlei gegeben, ob Busse sich ein Andocken des Klassikfestivals an das Staatstheater vorstellen könne. Busse habe dies „im Prinzip“ bejaht. Doch weder Inhalte noch Finanzierung seien konkretisiert worden. Auch nicht, ob Busse selbst dann auch Festivalchef wird – als Musiktheatermann hätte er fraglos die Expertise dazu.

Aber hat er auch die nötige Zeit und Energie? Busse dürfte schließlich just in der heißen Phase der Festivalvorbereitung genug damit zu tun haben, seine erste Saarbrücker Saison möglichst eindrucksvoll zu meistern.

Laut Busse-Sprecherin Kremper sind seit Frühjahr aber keine weiteren Gespräche in der Sache erfolgt. Der Grund dafür könnte der Stillstand vor der Wahl im März gewesen sein, oder aber Uneinigkeit? Zumindest weiß man, dass Kulturminister Ulrich Commerçon (SPD) über das Vorpreschen der Regierungschefin in Sachen Klassik überaus verstimmt war. Im Frühjahr 2016, während er selbst als Meuchler der Musikfestspiele und „Popminister“ kritisiert wurde, übernahm Kramp-Karrenbauer nämlich die Rolle der Retterin des Klassiksegments. Die Ministerpräsidentin versprach Sondermittel aus ihrem Kulturstärkungsfond (127 000 Euro alle zwei Jahre) und Komplementärmittel der Saartoto-Gesellschaft (150 000 Euro).

Außerdem sollte das Wirtschaftsministerium mit 100 000 Euro an Tourismusfördermitteln bei einer Klassikbiennale dabei sein. Gesamtetat inklusive Einnahmen und Sponsorenmittel: 750 000 Euro. Das ist fast eine Million weniger als die Musikfestspiele 2016 hatten, sogar etwa 150 000 Euro weniger als für die Saarbrücker Perspectives veranschlagt werden. Ob es bei dieser Finanzplanung geblieben ist? Das Wirtschaftsministerium teilt auf SZ-Nachfrage mit, es habe in der Landesregierung „Konsens“ bestanden, die 100 000 Euro Fördermittel nicht in das Klassikfestival, sondern in das Festival „Colours of Pop“ (2017) zu stecken.

Also bleibt noch weniger übrig für die Klassik? So Jedenfalls lässt sich ein ordentliches Star-Gastspiel-Festival im Stile der Musikfestspiele nicht mehr stemmen. Tatsächlich hatte Kultusminister Ulrich Commerçon im vergangenen Jahr bereits Grundüberlegungen für das neue Festival öffentlich gemacht: Man werde innovative Klassikformate fördern. Selbst dies ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zu vernehmen.

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