Twin-Peaks-Soundtrack Neues aus dem weltbesten Provinz-Musikschuppen

Saarbrücken · Die Filmmusik zur dritten Staffel von David Lynchs legendärer Serie „Twin Peaks“ ist in zwei Versionen erschienen.

() Zunächst herrschte Stille in „Twin Peaks“. Fast zumindest, denn Angelo Badalamentis Musik fehlte, diese betörende Mischung aus Cooljazz und träumerisch-bedrohlichen Synthesizerstücken, die die Atmosphäre der bahnbrechenden Serie von David Lynch und Ko-Autor Mark Frost damals so stark prägte. Sie war zwar auch für die Fortsetzung nach über 25 Jahren mit der dritten Staffel angekündigt. Doch nach dem Start herrschte zunächst Verwunderung.

Lynch hatte in den ersten Episoden fast komplett auf eine musikalische Untermalung verzichtet. Erst nach und nach brachte er Musik zum Einsatz: allerdings viel zurückhaltender und zielgerichteter als damals. Wie groß die Bandbreite und wie spannend die Auswahl in den 18 Folgen letztlich doch war, zeigen nun gleich zwei Soundtracks, die nach dem Finale dieses avantgardistischen TV-Kunstwerks veröffentlicht wurden.
Auf einem sind in einer eklektischen Zusammenstellung 20 Songs zu finden, die einmal mehr Lynchs exquisiten Musikgeschmack zeigen. Überwiegend stammen sie von den Künstlern, die in der Serie Woche für Woche auf der Bühne des Roadhouses in „Twin Peaks“ standen, das sich damit als wohl spannendster Provinz-Musikschuppen der Welt entpuppte: Stars wie The Nine Inch Nails und Eddie Vedder bis hin zu Indie-Acts aus dem Lynch-Freundeskreis. Sharon van Etten steuert das wunderschöne „Tarifa“ bei. Rebekah del Rio, Sängerin aus „Mulholland Drive“, singt die melancholische Lynch-Komposition „No Stars“. Und mit den Chromatics, der Band von Johnny Jewel, ist auch die nächste Dream-Pop-Generation dabei, deutlich von Badalamentis hypnotischen Songs mit Julee Cruise beeinflusst.

Musik des Altmeisters selbst findet sich dann auf dem zweiten, separaten Album mit der instrumentalen Originalmusik zur Serie. Zwar gibt es auch einige andere Stücke – vor allem aber ist es Badalamenti gewidmet. Zur Hälfte besteht es aus Rückgriffen auf altes Material wie die Serien-Titelmelodie, das berühmte „Laura Palmer“-Thema und der „Deer Meadow Shuffle“ aus „Twin Peaks – Der Film“, der hier nun erstmals veröffentlicht wird. Der Rest immerhin sind neue Kompositionen: traurig dräuend in „Dark Space Low“, ergreifend mit „Heartbreaking“, fingerschnippend jazzig in „Grady Groove“. Sicher ist das nicht so ikonisch wie einst auf dem Soundtrack aus den 90ern. Die Stücke sind subtiler, doch so träumerisch, das sie all das verströmen, was man an der „Twin Peaks“-Musik damals so liebte.

Twin Peaks: Music from the Limited Event Series (beide Rhino).

Im Saarbrücker Kino Achteinhalb läuft ab heute (17 Uhr) die Doku „David Lynch – The Art of Life“. Sie ist auch am 11., 14., 19. und 28.10. (jeweils 17.30 Uhr) und am 20.10. (20 Uhr) zu sehen.

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