Junge Musiker Musikauswahl im Zeichen des Reformationsjahres

Saarbrücken · Neujahrskonzert des Landesjugendsinfonierorchesters

Von Max Reger stammt das Zitat, Bach sei „Anfang und Ende aller Musik“, eine fast religiös übersteigerte Huldigung, die jedoch an Nachvollziehbarkeit gewinnt, sobald man den Protestantismus als tiefste Quelle der humanistischen wie musischen Ausdruckskraft des Altmeisters identifiziert. Dieses Aufgehobensein im persönlichen Glauben assoziierte das Landesjugendorchester Saar am Sonntag programmatisch mit dem Reformationsjubliläum. Für das traditionelle Neujahrskonzert im großen SR-Sendesaal auf dem Halberg griff man auf die bereits einstudierten Werke der Herbstkonzerte zurück. Carl Reineckes Variationen über „Ein feste Burg“ zeigen auf, welche symbolische Vielschichtigkeit der Choral, von Heinrich Heine auch als die „Marseillaise der Reformation“ bezeichnet, für Protestanten bis heute besitzt. Spätestens in der Verschränkung mit Zitaten aus Händels „Hallelujah“ nimmt das einfache Kirchenlied gar rebellischen Hymnen-Charakter an, lustvoll von Blech und Schlagwerk zelebriert.

Mit seiner „Metamorphose über einen Bach-Choral“ erfüllte sich der in Saarbrücken geborene Tzvi Avni den Wunsch nach „Kristallisation“ seiner subjektiven Text-Wahrnehmung des „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“. Felix Schauren, Dirigent der Matinée und vielfach ausgezeichneter Student der Klasse Professor Kamioka an der „HfM Saar“, bewies seine Gabe zur strukturellen Unterteilung, letztendlich war es seinem ausgereiften Gespür für Notenwerte zu verdanken, dass ein fesselndes, in Kontrasten und Textur stets changierendes Tongemälde entstand.

Brahms vierte Sinfonie geriet zur Herausforderung, den Mut zur großen tragfähigen Geste schließlich fanden die Jungmusiker in der „Passacaglia“ wieder, nachdem insbesondere die Mittelsätze nach mehr Klangsubstanz verlangt hätten.

Weiteres Konzert: Samstag, 19. Uhr, Ev. Kirche Saarlouis. Karten auch an der Abendkasse.

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