Mit Berlioz, Beethoven und Prokofjew in die Freiheit

Saarbrücken · Ins erste Sinfoniekonzert der neuen Saison startete Chefdirigent Nicholas Milton mit dem Staatsorchester am Sonntag in der Saarbrücker Congresshalle unter dem Motto „Freiheitsliebend!“.

Zum Motto passte der musikalische Einstieg mit der Konzertouvertüre "Le Corsaire" von Berlioz ausgezeichnet. Lord Byrons gleichnamige Verserzählung inspirierte den Komponisten zu "kühnen Fahrten" (auf den Wogen), zur Verehrung zweier "unerbittlicher und zugleich zärtlicher" Charaktere und den gleichzeitigen Gefühlen von "Hass gegen die Gattung (Mensch) und Liebe zu einer einzigen Frau". Diesen Kontrastreichtum in der Musik arbeitete Milton mit dem Orchester mit Temperament, aber auch Poesie heraus.

Die junge, russische Pianistin Olga Scheps hatte mit Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 in c-moll anderes im Sinn. Auf das Einleitungstutti, das Milton durchaus "con brio" anbot, antwortete sie mit tempo- und gefühlsmäßiger Zurückhaltung. Mit sauberer Technik, aber fast akribisch arbeitete sie sich durch den Klavierpart, dem durchaus mehr Ausdrucksmöglichkeiten innewohnen. Ein allzu inniges "Largissimo" zog sich bedenklich in die Länge und auch das "Allegro grazioso" im Finale ließ viel an Spannung zwischen Düsternis und Gesanglichkeit vermissen. Die Solistin bot eine stimmige, klassisch-strenge, aber uninspirierte Interpretation, die Spannung und Individualität vermissen ließ. Daran änderte auch die Zugabe wenig, das "Precipitato" aus Prokofjews 7. Klaviersonate, kraftvoll in die Tasten gehämmert.

Auf "die Größe des menschlichen Geistes" und als "Lied auf den freien und glücklichen Menschen" hat Prokofjew seine 5. Sinfonie geschrieben. Nach seiner Rückkehr in die Sowjetunion, unter dem reaktionären Diktat des Regimes: "Freiheitsliebe" in der ideologischen Musiksprache des sozialistischen Realismus. Intensiv interpretierte Dirigent Nicholas Milton dieses pathetisch-heroische Menschenbild, verdeutlichte die brillante Instrumentation, ließ die melodischen Gedanken singen. Bedacht auf Effekte und Ausdrucks-Intensität präsentierte sich das Staatsorchester präzise und farbenreich. Mehr kann man dieser Sinfonie wohl nicht geben.

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