Deutsche Radio Philharmonie Matinee der DRP: Tutti-Kleckse am Muttertag

Saarbrücken · Kontrastprogramm bei der 7. SR-Matinee gestern in der Congresshalle: Keine emotionale Kulinarik zum Muttertag, sondern Zeitgenössisches, intellektuelle Herausforderung und doch viele Zuhörer. Dirigent Johannes Kalitzke steuerte unaufgeregt und souverän die Deutsche Radio Philharmonie (DRP) durch vier komplexe Partituren. Michel van der Aa hat Gedichte amerikanischer und holländischer Poetinnen zu einem Liederzyklus „Spaces of Blank“ für Mezzosopran und Orchester mit theatralischer Geste geformt. Christianne Stotijn breitete die Affekte eindrucksvoll aus, wenn auch elektrisch verstärkt, um der wuchernden Instrumentierung zu trotzen.

Kontrastprogramm bei der 7. SR-Matinee gestern in der Congresshalle: Keine emotionale Kulinarik zum Muttertag, sondern Zeitgenössisches, intellektuelle Herausforderung und doch viele Zuhörer. Dirigent Johannes Kalitzke steuerte unaufgeregt und souverän die Deutsche Radio Philharmonie (DRP) durch vier komplexe Partituren. Michel van der Aa hat Gedichte amerikanischer und holländischer Poetinnen zu einem Liederzyklus „Spaces of Blank“ für Mezzosopran und Orchester mit theatralischer Geste geformt. Christianne Stotijn breitete die Affekte eindrucksvoll aus, wenn auch elektrisch verstärkt, um der  wuchernden Instrumentierung zu trotzen.

„Kalligraphie IV“ von Hans Zender ließ fein gewebte   japanische Schreibkunst erwarten. Es wurden kräftige Pinselstriche, Tutti-Kleckse, dissonante Verdichtungen, die Zenders Idee von „Zwölfteltönen“ als unhörbare Idee obsolet machten. Erfreulich kurz und bündig. Claude Lefebre stellt zwei Horn-Solisten (Xiao-Ming Han, Benoît Gausse) dem Orchester gegenüber. „Cor(ps) à cor(ps)“ wetteiferten sie in Höhen und Tiefen mit- und gegeneinander, konkurrierten mit den Orchesterkollegen in pastosen Klangballungen und durchsichtigen Piano-Fenstern.

Kalitzke steuerte auch Eigenes bei: „Story Teller“, eine Art Cellokonzert, das sechs Bilder des britischen Fotografen Tim Walker beschreibt. Der Klangkörper wird bis an die Grenzen ausgereizt. Sportlich bis wild müssen die Musiker agieren, die Lautstärken in fast 30 Minuten ermüden. Solist Johannes Moser bearbeitete sein Guarneri-Cello mit virtuoser Bogen- und Finger-Akrobatik. Ein ständiges Behaupten und Verlieren, Verschmelzen und Abgrenzen. Eine veritable Kadenz gab Moser Gelegenheit, unangefochten zu brillieren. Im Hintergrund wirkte dezent Elektronisches, beigesteuert vom Studio „eSpace“ der Hochschule für Musik Saar. Und wie immer: großes Engagement, Konzentration und auch ein wenig Humor bei den Musikern der DRP. Respekt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort