Liederabend „Überaus fremd“ ist überaus gelungen

Saarbrücken · Eine Zusammenfassung von allem, was die Saarbrücker Sommermusik/Herbstmusik 2016 ausmachte, versprach Festival-Chef Thomas Altpeter am Freitag zur Begrüßung im randvollen Theater im Viertel (TiV): "Überall fremd" hieß der Epilog unter Regie von Claudia Kemmerer (Mezzosopran) und Ralf Peter (Tenor). Das Duo verflocht das Festivalthema der inneren und äußeren Heimatsuche kunstvoll zu einem außergewöhnlichen szenischen Lieder- und Konzertabend. Im Fokus: Texte von Adelbert von Chamisso und Musik des gleichfalls zentralen Felix Mendelssohn-Bartholdy - bei dessen "Wasserfahrt" ließen sich Kemmerer/Peter gleich zur Eröffnung im klangvollen Duett hören.

Ein Akzent lag auf dem Saarbrücker Komponisten Théodore Gouvy: Ralf Peter kitzelte aus vier teils opernhaften Liedern (nach Texten des 1848er-Revolutionärs Moritz Hartmann) das Bestmögliche heraus. Salz des Festivals sind die Uraufführungen von Auftragswerken: Im Opus "Über Wasser" (nach Worten Chamissos und Napoléon Bonapartes) ließ der Saarbrücker Komponist Jakob Raab (geb. 1995; auch Klavier) das Gefühl schwankender Unsicherheit körperlich fühlbar werden. "Die Schatten" taufte der Berliner Roland Aley (geb. 1964) eine Kantate über Clara und Robert Schumann; das komplexe Konstrukt forderte Hochleistungen von Kemmerer und Peter.

Collagenhaft zwischen Alt und Neu changierten "3 Chamisso-Gesänge" von Daniel N. Seel. Als Pianist schenkte er dem Konzert über die mustergültige Begleitarbeit hinaus einen solistischen Höhepunkt: mit der fesselnden Interpretation des farbenreichen 1. Klavierstücks (1984) des Orff-Schülers Wilhelm Killmayer. Atmosphärisches i-Tüpfelchen waren die subtilen und wirkungsvollen Videoprojektionen von Krischan Kriesten. Ovationen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort