Homburger Meisterkonzerte Lauter Könner am Klavier in Homburg

Homburg · Buchbinder, Sokolov, Oppitz, Anderzewski und Rondeau: Die Meisterkonzerte konzentrieren sich auf  große Pianisten.

 Star-Pianist Rudolf Buchbinder

Star-Pianist Rudolf Buchbinder

Foto: Basta

Die Meisterkonzerte, sie lassen ihn nicht los. „Zu den Meisterkonzerten würde ich sogar anreisen, würden sie auf dem Mond stattfinden“, sagt Markus Korselt. Mehr Liebe für eine Kulturreihe geht wohl nicht. Gut, zum Mond muss der 41-Jährige nicht. Zum Langstreckenfahrer aber wurde der Dirigent wohl, seit er 2011 den Konzertreigen mit über 35 Jahren Tradition übernahm. Vom Saarland zog es ihn in dieser Zeit nach Innsbruck – als Geschäftsführer der Festwochen für Alte Musik; was auch schon wieder Geschichte ist. Nun ist er Homburg wieder näher, ist frisch gebackener Intendant des Stuttgarter Kammerorchesters. Mit Quartier in einem der Kavaliershäuser bei Schloss Solitude. Beneidenswert – des Wohnsitzes, vor allem aber der Aufgabe wegen. Die eigentlich tagesfüllend wäre, doch für die Meisterkonzerte bleibt noch Zeit, versichert Korselt.

Auch dem Programm der kommenden Saison merkt man das Feuer an, das dafür in ihm brennt. Seit den 80ern haben sich die Konzerte im Saalbau zu einer Reihe mit enormer Anziehungskraft entwickelt. Korselt hat dem Ganzen jedoch mit konzentrierter programmatischer Arbeit einen roten Faden eingewebt. Wo viele Veranstalter einfach akzeptieren, was Klassikstars so als Programm im Tour-Gepäck haben, bohrt Korselt nach, bis sie etwas spielen, was zu seiner jeweiligen Generallinie passt. Zudem hat er den Rahmen ausgeweitet. So puristisch er beim Kern der Reihe sein kann, so macht er mit einem Percussionkonzert – in dieser Saison bestreitet es das Esegesi Quartett – ein Angebot dezidiert ans jüngere Publikum. Die Jugend fokussiert er auch auf dem Podium. Mit den „Meistern von morgen“ hat er einen festen Platz für junge Talente eingerichtet. Neu dazu kommt die Kooperation „mit dem ARD-Musikwettbewerb“, erklärt Korselt. Welches Ensemble also am 24. Mai 2018 in Homburg spielen wird, wird Ende August, Anfang September erst in München ermittelt. „Ich bin sonst bei der Auswahl nicht auf Wettbewerbssieger fixiert“, mein Korselt, vom ARD-Wettbewerb aber kommen erfahrungsgemäß große Talente.

Der Schwerpunkt dieses Mal liegt aber auf dem Klavier. Das hatte Korselt bislang eher dosiert im Programm. Jetzt aber ergab sich die Chance, gleich einige der Großen zu buchen. „Und wenn schon, dann richtig“,. meint Korselt. So wird Rudolf Buchbinder (12. Oktober) zu Gast ein. Natürlich wird der Beethoven-Spezialist auch Beethoven spielen, die „Appassionata“. Eine Generation jünger, doch ähnlich renommiert ist der polnische Pianist Piotr Anderzewski, der mit einem Mozart- und Chopin-Programm am 14. September die Saison eröffnet. Gerhard Oppitz (8. März 2018), als Brahms-Interpret gerühmt, wird zusammen mit Cellist Claus Kanngieser, einen Brahms-Abend geben. Und rechnen wir das Cembalo mal generös mit, dann zählt auch Jean Rondeaus Gastspiel mit der Lautten Compagney (und Korselt als Dirigent) und einem Bach-Programm zur Klavier-Offensive. Die mit dem monolithische Grigory Sokolov (19. April 2018) endet. Hier allerdings kam Korselt mit seiner Programm-Hartnäckigkeit nicht weiter. „Ein Sokolov lässt sich einfach nichts diktieren.“

 Markus Korselt

Markus Korselt

Foto: Thomas Seeber

Bedenkt man nun, dass all das mit einem 80 000-Euro-Etat gestemmt wird und öffentlichen Zuschüssen in eher homoöpathischen Dosen, ist das kaum zu glauben. Markus Korselt deutet es jedoch so: „Der Zuschuss ist nicht gesunken, das ist schon sehr viel.“ So kann nur ein leidenschaftlich Liebender sprechen.

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