Festival Loostik für Kinder und Jugendliche Kunstvolle Knoten & ein Soundtrack des Entzückens

Forbach · Das deutsch-französische Festival Loostik bietet noch bis 21. Oktober Theater und Performances für junges und sehr junges Publikum.

 Witzige und spannende Seil-Akrobatik zeigte die Compagnie „Cie sens dessus dessous“. Foto: David Merle

Witzige und spannende Seil-Akrobatik zeigte die Compagnie „Cie sens dessus dessous“. Foto: David Merle

Foto: David Merle/David Merle;DAVID MERLE

Seile, Kabelrollen und Weidenkörbe – nur drei Dinge braucht diese Truppe, um einen die Welt draußen vergessen zu lassen und ein ganz eigenes, wunderbares Universum zu schaffen. Mit „(Dis-)Cordes“ (Zwietracht und Seile) trat die Compagnie Sens Dessus Dessous gestern morgen (und noch einmal am Abend) im Forbacher Le Carreau beim  deutsch-französischen Festival Loostik für junges Publikum einmal mehr den Beweis an, dass man in Frankreich aus Zirkus eine hohe Kunst macht. Und man versteht plötzlich, warum es richtig ist, dass die französischen Zirkuskünstler immer zu sagen pflegen: „Wir forschen, wir betreiben Recherche“, wenn sie ein neues Stück „erarbeiten“, wie man dagegen meist auf deutsch formuliert.

Was müssen die sieben Artisten bloß alles ausprobiert haben, um so unglaublich viele Möglichkeiten zu ersinnen, was man mit Seilen alles anstellen kann! Sicher, es gibt auch klassische Vertikalseilnummern. Doch dann wieder zaubern sie kunstvolle Knoten in Seilstücke und nutzen diese wie Hammer. Man fühlt sich plötzlich wie in einer mittelalterlichen Dorfszenerie mit Handwerkern wie in einem Bild von Breughel. Oder wie am Meer, wenn weiße Seile wie Wellen über die dunkle Bühne peitschen. Dann wieder gleiten hölzerne Kabelrollen an den Tauen wie Jojos über die Fläche, während ein Artist mit beindruckender Geschicklichkeit darüber Rad schlägt, ihnen ausweicht oder sich überrollen lässt.

Hunderten von Kindern stockt hörbar der Atem. 65 Minuten lang wechseln die französischen Grundschüler, die bei der Morgenvorstellung den Saal füllten, zwischen „Ah‘s“ und „Oh‘s“, hellem Lachen, Juchzen und Klatschen. Allein für diesen Soundtrack des Entzückens hätte man eigentlich als Erwachsener einen Aufpreis zahlen müssen. Zumal man das zusätzliche Vergnügen hatte, zahlreiche Anspielungen auf Kunstwerke zu entdecken, die den Kleinen noch verborgen bleiben. Da wäre der Auftritt einer Gestalt mit einem Kopf wie ein Wischmopp, der einen an „Die Schöne und das Biest“ erinnert. Oder die Kebbelei zwei Damen inmitten eines Gewirrs aus Seilen, die zu einer Mini-Laokoon-Gruppe wird. Durch die begleitenden Saiteninstrumente (französisch: cordes) gibt es auch musikalische Bezüge zum Thema.

Mit „(Dis-)Cordes“ feierte des Festival gestern Abend auch sein ,,Bergfest“ (fünf Jahre). Deutsch-Französisches Theater für Kinder, das auch für Erwachsene ein Genuss ist, ist sein Markenzeichen geworden. Noch fällt es dem Festival leichter, auf französischer Seite, im Forbacher Le Carreau, als auf deutscher in Saarbrücken die Säle mit Kindern zu füllen, so Carreau-Direktorin Fabienne Lorong. Was sie darauf zurückführt, dass das Le Carreau-Team das ganze Jahr über in Kitas und Schulen für das Festival wirbt. Während die Stiftung für die deutsch-französische Zusammenarbeit, so Lorong, auf saarländischer Seite für viele verschiedene Festivals zuständig sei.

Loostik läuft bis 21. Oktober. Es stehen noch einige Highlights auf dem Programm. So etwa die Premiere des Tanz-Theaters „Frusques“ in der Alten Feuerwache (17. Oktober: 9.30 Uhr und 11.30 Uhr; 18. Oktober: 10 Uhr, 16.30 Uhr); das Hip-Hop-Tanzstück „Crossover“; das Objekttheater „Akim rennt“ im Theater Überzwerg (20. Oktober: 10 Uhr, 17 Uhr) und zum Finale das Tanz- und Streetart-Stück „Lab/Salon“ mit dem Ballet de Lorraine in der Forbacher Synagoge (21. Oktober: 10 Uhr und 17 Uhr).
Weitere Infos. www.loostik.eu

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort