„Tage Alter Musik Im Saarland“ Kannte Renaissancemusik nur wenig Temperament?

Saarbrücken · „Tamis“: Ein meditativer Abend in der Deutschherrenkapelle.

Die frühgotische Deutschherrenkapelle, ältestes Bauwerk Saarbrückens, war am Donnerstagabend ein idealer Ort für Renaissancemusik aus Spanien und England. Das Ensemble „Heavenly Wood“ bereicherte damit vor ausverkauftem Haus Tamis, die „Tage Alter Musik Im Saarland“. „El siglo de Oro – The Golden Age“ war das Motto mit Vokal- und Instrumentalstücken des ausgehenden 16. und frühen 17. Jahrhunderts. Zur Verdeutlichung von Ähnlichkeiten und Entsprechungen waren sie in kleinen Blöcken einander gegenübergestellt. Auch wenn beide Nationen eigenständige Musikkulturen entwickelt hatten, die blühende Seefahrt machte den Austausch, Ex- und Import der „Ware“ Musik möglich.

Ein reiches Instrumentarium sorgte für Abwechslung. Die ganze Familie der Renaissance-Blockflöten war vertreten, Dulziane und Krummhörner mischten klanglich auf, zwei Renaissanceposaunen grundierten markant. Nicht zu vergessen die Renaissancelaute, die akustisch meist bescheiden fungierte. Optisch wie klanglich herausragend war Laura Demjan, deren etwas metallischer, mit engem Vibrato geschmückter Sopran der oft kraftvollen Instrumentalbegleitung standhalten musste. Für „wohltemperiert“ geschulte Ohren war es allerdings ungewohnt, sich auf die wohl mitteltönige Stimmung der Blasinstrumente einzustellen. Naturgemäß müssen da manche Intervalle und Harmonien „unrein“ klingen – dennoch durchaus reizvoll und ein wenig exotisch.

Besonders temperamentvoll muss der Renaissancemensch musikalisch nicht gewesen sein: Bis auf wenige Tänze floss die Musik fast meditativ und ebenmäßig, ja fast eintönig dahin. Die Tempi ähnelten sich, die Dynamik war wenig ausgeprägt. Ob es vor 500 Jahren wirklich so gewesen ist? Wohl niemand wird eine endgültige Antwort geben können. Ein interessanter Einblick war es jedenfalls, der in der Deutschherrenkapelle geboten wurde. Er ward mit reichlich Beifall belohnt.

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