Jazz-Festival in La Petite-Pierre Jubiläumsausgabe mit vielen Jazz-Größen

La Petite Pierre · Das renommierte Festival „Au Grès du Jazz“ in La Petite Pierre startete schwungvoll. Jazzfreaks freuen sich auf viel Jazzprominenz und einige Geheimtipps.

 Der bekannte norwegische Saxofonist Jan Garbarek gastiert morgen in La Petite Pierre.

Der bekannte norwegische Saxofonist Jan Garbarek gastiert morgen in La Petite Pierre.

Foto: Guri Dahl/Jazz-Festival La Petite-Pierre/Guri Dahl

Seit 2002 wird im sommerlichen La Petite Pierre gejazzt, was das Zeug hält. Hochkarätig das musikalische Angebot, besonders genießerfreundlich die Atmosphäre im idyllischen Elsaß. 15 Jahre „Au Grès du Jazz“ haben das bildhübsche Städtchen im Département Bas Rhin unübersehbar auf die internationale Jazz-Landkarte gebracht. Das muss gefeiert werden, und das wird gefeiert! Seit Samstag steigen von der Bühne auf der Place Jerri Hans wieder delikate Jazzklänge in den Abendhimmel, zelebriert von Meisterhänden.

Als Protagonisten und Zeremonienmeister der Jubiläumsgala hat man Bireli Lagrene eingeladen, einen der größten Stars des französischen Jazz. Der Zaubergitarrist aus dem nahen Saverne gilt mit seinen überragenden instrumentellen Fähigkeiten und seiner überbordenden Musizierlust als der beste unter den vielen Django-Reinhardt-Epigonen. Lagrene mit einer Carte Blanche für zwei Konzerte auszustatten, erwies sich als Glücksgriff. Der Manouche-Jazz ist in der Region seit alters her fest verwurzelt. Lagrene und seine Stilverwandten prägen das „Au-Grès du Jazz“-Festival von Anfang an nachhaltig.

Der Gitarren-Primas und seine Bands sorgten am Sonntag zweimal für Full House und kollektive Begeisterung. Ein Gipfeltreffen mit großer Strahlkraft bescherte schon das Nachmittagskonzert. Mit Frankreichs Jazzviolinen-Ikone Jean Luc Ponty – inzwischen fast 75! – und dem großartigen US-Bassisten Kyle Eastwood fand Lagrene zu einem Großmeister-Trialog auf zehn Saiten. Ein breites Spektrum stilistischer Einflüsse – darunter Hardbop, Rock, Samba, Filmmusik, spanische Folklore, Samba, Swing und Gipsy Music – bot reichlich Raum für eine vital, intelligent und geschmackvoll geführte musikalische Konversation. Beeindruckende Virtuosen sind sie alle drei. Die Demonstration handwerklicher Versiertheit und interpretatorischer Gedankenschnelle gleitet aber niemals zum Imponiergehabe ab.

In der Abendsession führte Lagrene ein konventioneller agierendes Quartett auf die Bühne. Mit Franck Wolf (Saxophone), Hono Winterstein (Rhythmusgitarre) und dem ausgezeichneten Bassisten William Brunard, mit dem er bei der Zugabe effektvoll die Instrumente tauschte, nahm sich der vielseitig begabte Gitarrist das Great American Songbook und die Musik seines Idols Django Reinhardt vor. Das Bireli Lagrene Acoustic Quartet zäumte mit leichter Hand die alten Schlachtrosse des Swing und des Bebop neu auf. Bei Franck Wolfs herzhaften Soli phrasierte die Rhythmusgruppe wie eine amerikanische Modern Jazz Band. Wenn der Bandleader das solistische Geschehen in die Hand nahm, gab er seiner Gitarre in bester Django-Manier die Sporen. Immer wieder lockerte er seine halsbrecherischen Läufe mit unterhaltsamen Zitaten auf: Peer Gynt, Hummelflug, James Bond.

Die Feierlaune im krummen Elsaß hält noch bis zum 15. August an. Warum also zögern? Ein Kurzurlaub in La Petite Pierre bietet in diesen Tagen Genuss und Impulse für fast alle Sinne.

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