Neujahrskonzert in der Congresshalle Ins neue Jahr mit Walzer und lustigen Weibern

Saarbrücken · Von Helmut Fackler

Am Sonntag war „Neujahrskonzert“ in der Saarbrücker Congresshalle. Das sinfonisch verwöhnte Matinée-Publikum wurde ins Reich der gehobenen Unterhaltungsmusik bester kompositorischer Provenienz eingeladen. Der Saarländische Rundfunk als Gastgeber hatte dafür das „Orchestre National de Lorraine“ gewonnen. Dirigent Jacques Mercier führte, charmant französelnd, mit humorig verbindenden Moderationstexten von Beate Früh durch das Programm. Die Donaumetropole Wien stand im Mittelpunkt. Da war nicht nur Johann Strauß mit Polkas und Walzern angesagt, sondern auch Brahms und Dvorak mit Ungarischem und Slawischem. Ouvertüren zu Otto Nikolais „Lustige Weiber von Windsor“ und Strauß‘ „Zigeunerbaron“ machten deutlich: Nicht weichlicher Wiener Schmäh, sondern deftiges, herzhaftes Drauflos soll es sein.

Auch wenn Vieles „preußisch“ stabil und geradlinig ablief, mit dem Zusammenspiel ließ man es locker angehen. Konzertmeister Denis Clavier erwies einem Gast aus dem hohen Norden, Jean Sibelius, seine Referenz mit einer Humoreske, herzhaft im Zugriff, mit sauberer Intonation. Dvoraks gleichnamigem, „schottisch“ inspiriertem Ohrwurm verlieh er süffige Popularität. Es wäre unfair, die Walzer-Kunst der Wiener Philharmoniker bei der Mutter aller Neujahrskonzerte mit gleichnamigen Veranstaltungen sonstwo zu vergleichen. Die Metzer gaben sich Mühe, die typisch vorgezogene 2 im 3er-Walzertakt zu kopieren. Die Strauß‘schen „Wiener Bonbons“ profitierten davon. Und auch der stürmisch-barcarollische Ausflug von Jacques Offenbachs „Rheinnixen“ in die „Schöne, blaue Donau“. Ein Highlight, ohne das ein Neujahrskonzert wohl nicht denkbar ist. Auch nicht ohne den „Radetzkymarsch“ zum Mitklatschen und „Unter Donner und Blitz“, die einen „gelangweilten“ Mercier auf sein Podest „niederwarfen“ und ihn gestisch die nervige „Tretmühle“ der Orchestermusiker andeuten ließ. Das Publikum spendete üppigen Beifall. 

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