Jazz und Funk in Neunkirchen Immer noch musikalisch überraschend

Neunkirchen · Die Saxofonistin Nicole Johänntgen feierte 20. Bandjubiläum in der Stummschen Reithalle in Neunkirchen.

 Saxofonistin Nicole Johänntgen, Bassist Philipp Rehm und Elmar Federkeil am Schlagzeug beim Konzert in Neunkirchen.

Saxofonistin Nicole Johänntgen, Bassist Philipp Rehm und Elmar Federkeil am Schlagzeug beim Konzert in Neunkirchen.

Foto: Sebastian Dingler

Als am Ende Schlagzeuger Elmar Federkeil dem Neunkircher Veranstaltungsmanager Klaus Braße dankte und dabei die Geschichte erzählte, er habe ihm vor 20 Jahren von einer tollen 17-jährigen Saxofonistin erzählt (und Braße habe daraufhin sofort ein Konzert organisiert), da wurde es fast ein wenig sentimental in der Stummschen Reithalle. Ja, so lange ist das schon her, kaum zu glauben bei der so jugendlich-frisch wirkenden Nicole Johänntgen. Lange schon wohnt die Saarländerin in Zürich; dennoch hat sie nie ihre „alte“ Band namens Nicole Jo aufgegeben, nur Bassist Christian Konrad musste im Lauf der Jahre durch Philipp Rehm ersetzt werden. Es ist ja auch so etwas wie ihre musikalische Familie, im wahrsten Sinn des Wortes, sitzt doch Bruder Stefan Johänntgen am Keyboard und regelt die gesamte Tontechnik.

Mit ihrem Bruder habe es nie ein Konkurrenzdenken gegeben, sagte Nicole Johänntgen in der Pause, immer nur fruchtvolle Zusammenarbeit. Das war auch auf der Bühne zu spüren. In der Reithalle spielte der musikalische Austausch der beiden Geschwister eine große Rolle: Gerne blieb Bassist Rehm auf einem Grundton oder einer einfachen Figur, sodass die Johänntgens ihr Füllhorn an Farben und überraschenden Harmonien darüber ausschütten konnten. Dann wieder entstand Freiraum für den Bass, so dass dieser sehr souveräne Soli anbringen konnte; und natürlich war es ein Genuss, Schlagzeuger Elmar Federkeil bei seinen virtuosen Einlagen zu verfolgen. Das einzig noch im Saarland wohnende Bandmitglied erwies sich zudem noch als Grillmeister – zumindest konnte man das meinen beim Anblick des sehr speziellen Instrumentes, mit dem Federkeil den Bandsound bereicherte: „Blue Point Steel Harp“ nennt sich die Metallkonstruktion, die an einen Kugelgrill erinnert. Vom Klang her ähnelt sie der karibischen Steeldrum, Federkeil setzte sie bei den ruhigen und eher meditativen Stücken ein. Das sorgte für Abwechslung.

Die Band hat ihr Genre-Spektrum stark erweitert – Funk ist immer noch dabei, Jazz auch und sogar ein Gospel-Stück, mit dem die Saxofonistin ihre Erfahrung in einem New Yorker Gottesdienst verarbeitete. Alle Songs finden sich auf der neuen CD namens „20“ (damit ist das Band-Alter gemeint), die zum Teil in Nicoles ehemaligem Kinderzimmer abgemischt wurde. Dass diese in der Stummschen Reithalle uraufgeführt wird, hat schon Tradition in der Band, das liegt selbstredend an den saarländischen Wurzeln, die Johänntgen gerne betonte. Dass der Saal mit 160 Zuhörern ausverkauft war –  auch kein Wunder. Aber dass die Band immer wieder überraschen und auf ihre schon hoch gelegte Messlatte noch einen drauflegen kann, das ist schon bewundernswert.

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