Hört die Freejazz-Signale!

Saarbrücken · Seit seiner Geburt um 1960 ist der Freejazz immer wieder totgesagt worden, doch nicht nur in Saarbrücken feiert er gerade fröhliche Urständ: Von Donnerstag bis Sonntag erlebt das "Freejazzfestival Saarbrücken" seine dritte Auflage. Kuratiert und organisiert wird das von Kultusministerium und Saarbrücker Kulturamt geförderte Treffen von den Jazzenthusiasten Stefan Winkler und Thomas Geisler, von Hans Husel (ehemals Gastgeber der Reihen "Improvisierte Musik" und "Künstlerhausmusik") und dem Musiker Christof Thewes, wohl der bekannteste New- und Freejazzer mit saarländischem Geburtsschein.

"Weil bei den großen saarländischen Jazzfestivals frei improvisierte Musik nicht vertreten ist, haben wir das Freejazzfestival ins Leben gerufen", erläutert Geisler. "Der Begriff Freejazz ist ein historischer, aber die nachfolgenden Musiker-Generationen haben ihn inhaltlich weiter gefächert", sagt Husel: "Er ist heute mehr eine Haltung: gegen Verflachung, Beschönigung, Mainstreamisierung - aber auch gegen die Über-Intellektualisierung sogenannter Hochkultur." Zur aktuellen Ausgabe kommt das illustre, 1966 in Berlin formierte "Globe Unity Orchestra" (GUO) erstmals in Saarland (Samstag, 20 Uhr, Rathausfestsaal). "Das ganze Festival ist ein GUO-Special: An allen Abenden kommen Musiker, Filme, Themen zu Gehör, die in irgendeiner Art mit diesem ältesten Freejazz-Großensemble zu tun haben", so Thewes. Er ist selbst seit 2008 GUO-Mitglied und wird täglich auf dem Podium stehen - auch beim Prolog bei einer Improvisation mit dem GUO-Schlagzeuger Paul Lovens (Donnerstag, 20 Uhr, Filmhaus).

Ferner gibt's einen Vortrag ("Die subversive Kraft des Jazz") von Wolfgang Knauer, Chef des Jazzinstituts Darmstadt, und einen Dokumentarfilm über das Trio des GUO-Pianisten Alexander von Schlippenbach - Beiträge, die Freejazz-Neulinge locken sollen.

Bevor an Festivaltag eins (Fr, 20 Uhr, Kleines Theater im Rathaus) die Band "Die Enttäuschung" um Thewes (Posaune) und den GUO-Klarinettisten Rudi Mahall die Bühne entert, präsentieren sich hiesige (Free-)Jazzer. Am Sonntag endet das erstmals von Live-Actionpainting (Jorgo Schäfer, Wuppertal) begleitete Festival mit einem Session-Epilog (11 Uhr, Rotenbergstr. 37, Cafébar Zing).

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