Wortsegel-Wettbewerb Hier spricht der Dichter-Nachwuchs

Tholey/Saarbrücken · Robert Gernhardt war Pate des Wortsegel-Schreibwettbewerbs: Schüler der Klassen 5 bis 13 wurden für ihre Gedichte ausgezeichnet.

 Die Wortsegel-Preisträger: Gruppenbild mit den Jury-Mitgliedern Minister Ulrich Commerçon und Bürgermeister Hermann Josef Schmidt.  Foto: Faber    

Die Wortsegel-Preisträger: Gruppenbild mit den Jury-Mitgliedern Minister Ulrich Commerçon und Bürgermeister Hermann Josef Schmidt. Foto: Faber  

Foto: Faber

So witzig war eine Preisverleihung des Wortsegel-Schreibwettbewerbs der Gemeinde Tholey lange nicht mehr. Das lag an den tollen Beiträgen und der Vortragskunst des „Clubs der jungen Dichter“. Aber auch an Zitategeber und Titanic-Mitgründer Robert Gernhardt (1937-2006), dessen Verse den Nachwuchs beflügeln sollten.

Im Fall von Victor Sernytskyi gelang dies, und er brachte Alt und Jung im voll besetzten Rathaussaal zum Lachen. Das Zitat „Freiheit für Grönland – weg mit dem Packeis“ inspirierte den Saarbrücker zu einem Gedicht, in dem es um einen Lokalbesuch ging: „Freiheit für das Rum(p)steak – weg mit dem p“. Beim Blick auf die Speisekarte stellte der junge Poet fest „Oh, Schreck! Dem Rumsteak fehlt das p“. Von 77 Beiträgen in seiner Altersklasse (5. und 6. Klasse) landete Victor Sernytskyi, der das Gymnasium am Rotenbühl in Saarbrücken besucht, auf dem ersten Platz.

In der Kategorie der Grundschulen gingen die ersten drei Plätze nach Theley. 2016 gewann Lara Brahem mit Sophie Mähler, dieses Mal war sie mit Luise Neis ganz vorne. „Worte, Worte, nichts als Worte“ hatten die Mädels als Zitat gewählt. „Wär’ die Welt auf einmal still, weiß ich gar nicht, ob ich das will“, lautete der letzte Satz ihres Gedichtes. Den Schülern der Klasse 9F3 des Lebacher Geschwister-Scholl-Gymnasiums wurden Gernhardts Denkanstöße als Gedicht präsentiert, was zu größeren Deutungsverrenkungen führte. „Zu hochpoetisch für die Klasse 9F3“, meinte Lucas Rosport, der sich die Verse einzeln vornahm und auseinandernahm. Gernhardt sei wohl ein Befürworter von Donald Trump gewesen, so mache er Schleichpropaganda für Ölförderung in Grönland und Langnese-Eiscreme. Zuletzt warnte er alle Roberts dieser Welt vor einem Deutschstudium „Da das Niveau meiner völlig ernst gemeinten Gedichtsanalyse nun auf dem Meeresgrund angelangt ist, möchte ich mich für die Aufmerksamkeit bedanken“, sagte Lucas Rosport. Mit Platz zwei in der Altersklasse 3 bedankte sich die Jury für die außergewöhnliche Einsendung.

Saar-Bildungsminister und Schirmherr Ulrich Commerçon (SPD) fand: „Der Wettbewerb hat die Lyrik aus dem verstaubten Image rausgeholt.“ Der Wortsegel-Schreibwettbewerb sei der bedeutendste und wichtige saarländische Lyrikpreis, weil er für junge Menschen ist.

Jurysprecherin Irmela Freigang ergänzte, dass es auch eine Portion Mut der Nachwuchsautoren erfordere, die Gedichte öffentlich zu machen. Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU) freute sich, dass das Dutzend nun voll sei. Seit 2006 gibt es den Wortsegel-Wettbewerb. „Es ist die Symbiose aus dem Kunstwerk Wortsegel und dem Lyriker Johannes Kühn, dass die Gemeinde überhaupt kompetent macht, den Wettbewerb auszurichten“, meinte Schmidt.

Zitategeber der nächsten Ausgabe des Wettbewerbes wird übrigens der deutsche Schriftsteller, Kabarettist und Maler Joachim Ringelnatz (1883 bis 1934) sein.

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