Neue CD von Michael Marx Neue Saitenkunst eines heiteren Melancholikers

Neunkirchen · Michael Marx’ neue CD „Spätlese“ ist zwar so reif wie ein Alterswerk – aber immer noch jung an musikalischen Ideen.

 Michael Marx kürzlich in einem seiner Konzerte.

Michael Marx kürzlich in einem seiner Konzerte.

Foto: Thomas Reinhardt

Spätlese, nach Reife klingt das, nach vollmundig edler Süße, der konzentrierten Kraft des Herbstes eben, aber auch nach einer gewissen Schwermut, weil der Sommer längst vorbei ist. Ein bisschen auch nach Alterswerk, nach Resümee. Obwohl es keinen Grund gibt, anzunehmen, dass Michael Marx, in den vergangen Jahren stets ein eifriger Song- und Instrumentalschreiber, mit seiner neuen CD schon so etwas wie eine Bilanz ziehen wollte. Viel zu früh dafür.

Im namensgebenden Titel „Spätlese“ aber  von  Marx‘ neuem Soloalbum schwingt doch viel von dieser Sehnsucht nach vergangenen Tagen mit. So jugendlich er auch die Schläge auf dem Gitarrenkorpus pulsieren lässt, ein feines Tremolo transzendiert ins Ungewisse. Ganz hier und heute aber kann er seine Finger auch einmal mehr über die Saiten fliegen lassen. Mit Witz, ideenfunkelnd. Das er sowas dann auch noch  „Das Geheimnis der Fleckenschere“  getauft hat – die Schere wird wohl im Neunkircher Stadtteil Hangard öfter gebraucht –, gehört zu den amüsanten Denksportaufgaben am Rande.

Der Mitbegründer der saarländischen Singin’ Band „Marx Rootschilt Tillermann“ zeigt in seinen selbst geschriebenen Titeln einmal mehr seine doppelte Gabe, einerseits kraftvolle Melodien zu finden, sie aber dann auch in filigranen Begleitfiguren quasi zu verflüchtigen. Es sind Titel zum Träumen, Balladen („Farewell to the Tillermen“), manchmal auch verspielte Saitenkunst und Stücke, denen ein aufmunterndes Lebensmotto eingeschrieben scheint, wie „Paula“ etwa, welches der Gitarrist seiner Enkelin gewidmet hat. Sicher sind auch Coversongs von Bruce Hornsby, Stevie Wonder und Paul Simon bei ihm in guten Händen; wer aber Michael Marx, den heiteren Melancholiker, den unaufgeregten Könner sucht, findet ihn nirgends zuverlässiger als in seinen eigenen Stücken.

Michael Marx: CD „Spätlese“. Konzerte: 1. Februar (20 Uhr), Bel Etage Saarbrücken, 2. Februar (20 Uhr), Bliesgaufesthalle Blieskastel, 14. Februar (20 Uhr), Villa Fuchs Merzig.

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