Zukunft von Frankfurts Opern- und Schauspielhaus Bürger-Stiftung trommelt für Opern-Neubau

Frankfurt/Main · Sanierungsalternativen zu Frankfurts Opern- und Schauspielhaus sehen Abriss und zwei Standorte vor.

(dpa) Frankfurts Oper ist 2018 erneut als Deutschlands „Opernhaus des Jahres“ ausgezeichnet worden. Auch das im selben Haus untergebrachte Schauspiel gehört zu den renommierten Bühnen der Republik. Doch die von 1963 stammende Theaterdoppelanlage ist wegen veralteter Klimatechnik und mangelnden Brandschutzes dringend renovierungsbedürftig.

Für die Kosten der Sanierung hat ein Gutachten 2017 fast 900 Millionen Euro veranschlagt – ein Neubau käme nur unwesentlich teurer. Die Stadtoberen gingen erst einmal auf Tauchstation. Ein neues Gutachten soll bis Herbst 2019 prüfen, ob die Sanierung nicht doch noch billiger werden kann. Jetzt aber will eine Gruppe einflussreicher Bürger für die Stadt eine Oper bauen und setzt damit den Magistrat unter Zugzwang. Rund 50 Millionen Euro will die Bürgerstiftung sammeln, den Rest des auf 240 Millionen Euro taxierten Neubaus will sie mit Darlehen bezahlen. Die Stiftung, so deren Sprecher Martin Wentz, könne in alter Bürgertradition die Oper viel günstiger und schneller bauen als die Stadt. Diese würde das Haus für 30 Jahre anmieten, bevor sie es endgültig übernimmt. Im Januar will Wentz, früher Frankfurter Planungsdezernent, dem Magistrat den Vorschlag offiziell vorstellen. Bisher haben sich die Stadtoberen eher zurückhaltend geäußert. Vor allem der Vorschlag, aus Kostengründen auf einen Architektenwettbewerb zu verzichten, stößt auf wenig Gegenliebe.

Wenn schon Neubau, dann träumt Frankfurt vom großen architektonischen Wurf. Zumindest hat der Vorstoß der Bürgerinitiative für Bewegung in der Debatte gesorgt. Ihre Idee hätte für den laufenden Spielbetrieb große Vorteile: Nach dem Opernneubau könnte auch das Schauspiel auf dem alten Grundstück ein neues Haus erhalten. Langjährige Interim-Spielstätten, wie sie gerade das Schauspiel Köln erlebt, blieben damit aus. Auch Frankfurts Schauspiel-Intendant Anselm Weber ist gegen Zwischenlösungen. Oper-Intendant Bernd Loebe favorisiert ebenfalls einen Neubau. In der Standortfrage hat sich auch die Stadt inzwischen bewegt. Kulturdezernentin In Hartwig hat lange auf dem jetzigen Standort am Willy-Brandt-Platz nahe dem Bankenviertel beharrt – egal ob nun Sanierung oder Neubau. Nun kann sie sich vorstellen, dass zumindest eine der beiden Bühnen wegzieht. Noch aber bremst die Stadt bei allen Neubau-Gedankenspielen.

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