Fescher Soldat im Mädchenpensionat

Cannes · Cannes von seiner schönsten Seite: Sofia Coppolas Film „The Beguiled“ treibt Colin Farrell in die Arme von fünf Frauen.

Sofia Coppolas "The Beguiled" wird in Cannes in einer eher ruhigen, überraschend klassisch inszenierten Veranstaltung vorgestellt. In ihrem Remake des gleichnamigen Films, den Don Siegel 1971 mit Clint Eastwood in der Hauptrolle drehte, wurde Colin Farrell wie auch in Cannes regelrecht von Frauen umschwirrt. Auf der Pressekonferenz übersah man ihn aber sogar schon fast, wie er dort ganz links am Rand Platz genommen hatte, bescheiden in seinem blauen Anzug. Gleich neben ihm saßen schließlich gleich fünf Darstellerinnen aus dem Wettbewerbsbeitrag: Nicole Kidman, Kirsten Dunst, Jungstar Elle Fanning und mittendrin auch die Regisseurin Sofia Coppola.

Im Film landet Farrell als verwundeter Corporal aus den Nordstaaten während des US-Bürgerkrieges in einer christlichen Mädchenschule in den Südstaaten. Sicher, der Corporal ist ein Feind aus den Nordstaaten. Aber er ist eben auch ein Mann, noch dazu ein gut aussehender, und der bringt die Dynamik der Gruppe von Frauen und Mädchen durcheinander. Etwas schematisch vielleicht, aber meist recht subtil beobachtet Coppola diese Situation, wie sie sich um seine Aufmerksamkeit bemühen und sich zu ihm hingezogen fühlen. Nach einem absehbaren Zwischenfall und einem folgenschweren Unfall allerdings kippt die Stimmung im Haus, "The Beguiled" bekommt mit Thriller-Momenten und schwarzem Humor fast schon B-Movie-Charakter.

"Mann, das war eine Reise", sagt Farrell augenzwinkernd über den Dreh. "Ich bin mit starken, brillanten, smarten Frauen aufgewachsen, daher war es ein Geschenk für mich, von so vielen Frauen umgeben zu arbeiten."

Dass in der Filmindustrie der Anteil der Frauen im Regiefach immer noch sehr gering ist, nahm Nicole Kidman derweil als Anlass zu deutlicher Kritik. "Wir als Frauen müssen daher die Regisseurinnen unterstützen", sagte die Schauspielerin in Cannes. "Alle sagen immer, es hätte sich etwas verändert, hat es aber in Wirklichkeit nicht."

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