Etgar Kerets Suche nach dem Guten – auch da, wo es schwer fällt

Saarbrücken · In Israel gehört Etgar Keret (Jahrgang 1967) zu den bekanntesten literarischen Stimmen. Den israelisch-palästinenischen Konflikt thematisieren seine Stories meist auf ironische, humorvolle Art. Nun hat Keret, der in seiner Heimat zugleich als dezidierter Kritiker der dortigen politischen Hardliner bekannt ist, erstmals ein nicht-fiktionales Buch veröffentlicht. Sein Reportageband „Die sieben guten Jahre“ erinnert teils an die Kolumnen des zum Bestsellerautor avancierten Journalisten Axel Hacke.

In einem Interview hat Etgar Keret einmal gesagt, der erste Schritt zur Lösung der Krise in Nahost sei es, "zuzugeben, dass wir weniger wissen, als wir denken". Frontlinien sind Kerets Sache nicht, die Regierung Netanjahu verhindert für ihn jede Konfliktlösung. Nachdem Kerets Schwiegervater, der israelische Kinderbuchautor Jonathan Geffen, Netanjahu einen Rassisten nannte, schlug man Geffen vor seinem Haus zusammen. Es mag damit zu tun haben, dass Keret sein erstes nicht-fiktionales Buch, einen launigen, autobiografischen, kolumnenartigen Band unter dem Titel "Die sieben guten Jahre", nur außerhalb Israels veröffentlicht hat. Der mit ihm befreundete Schriftsteller Daniel Kehlmann übersetzte ihn nun ins Deutsche.

Der Band erinnert in manchem an Axel Hackes für die "Süddeutsche Zeitung" geschriebene, launige "Das Beste aus meinem Leben"-Kolumnen. Ähnlich wie Hacke ironisiert auch Keret gerne sein Scheitern am Ordnen mitunter konfuser Familienverhältnisse und skizziert auf wenigen Seiten mit schneller Hand absurde Alltagsszenen im Taxi, im Krankenhaus oder am Telefon. Wobei der Humor dieser Miniaturen oft ziemlich berechenbar wirkt. Ungleich besser sind die Texte geraten, in denen Keret die latente Angst vor Anschlägen und Attentaten beschreibt, die als latente Angst über Israel liegt, oder das Hineinwirken des Nahostkonflikts in Familienstrukturen. Wenn es so etwas wie einen roten Faden in diesen literarisch dünnen Plaudereien gibt, so findet er sich in Kerets Grundhaltung, "das Gute auch noch an den unwahrscheinlichsten Orten zu finden". An der Probe aufs Exempel besteht kein Mangel, fußen viele Kurztexte doch auf Impressionen des Autors von zahllosen Lesereisen kreuz und quer durch die Welt. Zurück bleibt die Einsicht, dass ein etablierter Autor auch Mittelmäßiges mühe- und bedenkenlos veröffentlichen kann. Das sind die Gesetze des Marktes.

Etgar Keret: Die sieben guten Jahre. A. d. Engl. von Daniel Kehlmann. S. Fischer, 224 S., 19,99 €.

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