Tanztheater Wuppertal Pina Bausch „Es rumort schon seit längerem“

Wuppertal · Krisensitzungen beim berühmten Tanztheater Wuppertal Pina Bausch: Die Intendantin Adolphe Binder steht in der Kritik.

Es kriselt am berühmten Tanztheater Wuppertal Pina Bausch. Die Rede ist von Mobbing und ruppigem Führungsstil, außerdem gibt es noch keinen Spielplan für die nächste Saison. Die Vorwürfe bringen die erst seit gut einem Jahr amtierende Intendantin Adolphe Binder (49) in Bedrängnis. Der Stuhl der künstlerischen Leiterin der Kompanie wackelt.

Am Mittwoch traf sich der Beirat des Tanztheaters schon zum zweiten Mal in einer Woche. Eine Entscheidung wurde wieder vertagt – obwohl Stadtdirektor Johannes Slawig sagt, eine rasche Entscheidung sei nötig, der Schwebezustand nicht länger hinnehmbar. „Es rumort schon seit längerem“, sagt ein Mitglied des Kontrollgremiums über den „ziemlich weitgediehenen Konflikt“. Hintergrund scheint ein Dauerstreit zwischen Binder und Geschäftsführer Dirk Hesse zu sein. Er ist seit 2011 im Amt und hat das letzte Wort.

Ein offenkundiges Problem ist, dass das Tanztheater, das regelmäßig vor großem Publikum auch in Paris, London, New York und Asien auftritt, noch keinen endgültigen Spielplan für die bevorstehende Saison hat. Der Plan sei von der Geschäftsführung nicht genehmigt worden, heißt es im Haus. Kritik gibt es offenbar an der Auswahl der Stücke.

Binder ist erst seit Mai 2017 in Wuppertal. Unter ihrer Leitung haben die Tänzer weithin beachtet erstmals zwei abendfüllende Stücke aufgeführt, die nicht von der berühmten, 2009 gestorbenen Choreographin Pina Bausch stammen. Deren gefeierte Kreationen sind aber weiter das Herzstück des Tanztheaters und werden in aller Welt aufgeführt. Einige Tänzer der rund 30-köpfigen Kompanie sind seit Jahrzehnten dabei. Doch klar ist auch, dass das Ensemble sich neun Jahre nach dem Tod seiner Prinzipalin auch für anderes öffnen muss.

Verantwortliche der Stadt schweigen zu der Frage, was dran sei an den Vorwürfen gegen Binder. Im Hintergrund tagen die Gremien im Krisenmodus. Am Dienstag hatte Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) ein Gespräch mit Repräsentanten der Stadt über die Zukunft des Tanztheaters. Das Land fördert das Haus jährlich mit 1,2 Millionen Euro. Von Paris aus meldet sich die Kompanie: Sie sei weder an Diskussionen mit Management und Beirat beteiligt, noch hätte sie Informationen über Vorwürfe gegen Intendanz oder Geschäftsführung erhalten. Binder hat sich noch nicht zu Wort gemeldet.

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