Deutsche Radio Philharmonie Es lebe der dramatische Gestus

Saarbrücken · In der 3. Congresshalle-Soirée der Deutschen Radio Philharmonie liefen Dirigent und Orchester zu Hochform auf.

Wahre Musik-Schätze hob die Deutsche Radio Philharmonie am Freitag in der 3.SR-Soirée. „Operette trifft Klassik“ war das Motto, doch es ging eigentlich um vergessene Werke bekannter Operettenkomponisten, die um 1900 eine ganz normale „klassische“ Ausbildung erfahren hatten. Denn das Fach „Operette“ gab es an den Musikakademien nicht.

Oscar Straus (nicht aus der Wiener Strauss-Dynastie!) studierte bei Max Bruch und wurde später berühmter Film- und Operettenkomponist. Mit seinem „Reigen“-Walzer, für den gleichnamigen Max-Ophüls-Film geschrieben, wurde das Publikum eingestimmt. Dirigent Ernst Theis moderierte mit charmant-österreichischem Tonfall zum ersten Highlight: ein Klavierkonzert, ebenfalls von Straus. Ganz wie ein klassisch-romantisches Konzert geformt, mit charaktervollen Themen in eigenständiger Tonsprache, dramatischem Gestus und temperamentvollem, pathetischen Finale. Spannend, mit virtuoser Könnerschaft präsentiert vom Pianisten Oliver Triendl. Dann sang der japanische Tenor Satoshi Mizugushi Franz Lehárs „Schön ist die Welt“, erdrückend druckvoll. Mit Lehárs Tondichtung „Fieber“ war er besser beraten. Üppig instrumentiert wurden die Fieberträume eines Kriegsverletzten im Todeskampf (Lehars Bruder) illustriert. Marsch-Karikaturen, Todeswalzer und suggestive Tonsprache betteten den tenoralen Gesang ein. Im Programmheft war auf eine hilfreiche Textwiedergabe verzichtet worden.

Fulminantes Finale wurde eine „Tänzerische Suite op.26“ von Eduard Künneke. In der Form „Concerto grosso“ wird Sinfonisches mit einer Jazzband verknüpft. In munteren fünf Sätzen werden Foxtrott, Blues oder Valse di Boston gefeiert. Gekonnt instrumentiert, mit attraktiven Violin- und Cellosoli, swingenden Saxophonen, brillanten Trompeten, sattelfesten Rhythmikern. Was will man mehr von gepflegter, gehobener Radio-U-Musik. Dirigent und Orchester liefen zu furioser Hochform auf. Das Publikum war begeistert. Mehr davon!

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