Tage Alter Musik im Saarland (Tamis) Ein Tamis-Konzert, das keine Wünsche offen ließ

Saarbrücken · Bravissimo: Ein furioses SR-Studiokonzert im Rahmen der „Tage Alter Musik im Saarland“ (Tamis).

Dirigent Reinhard Goebel ist ein Ereignis. Sein unorthodoxer, emphatischer, auf- und anregender Dirigierstil hat die Musiker der Deutschen Radio Philharmonie (DRP) im 5. SR-Studiokonzert auf dem Halberg zu einem barocken Höhenflug animiert. Als Beitrag zu Tamis (Tage Alter Musik Im Saarland) hatte er ein abwechslungsreiches Programm „per l’orchestra di Dresda“ zusammengestellt. Es ließ an Schwung und Temperament keine Wünsche offen.

Orchestermitglieder konnten ihre solistischen Qualitäten blasend und streichend unter Beweis stellen. Stellvertretend seien genannt: Die Flötistinnen Britta Jacobs und Susanne Winkler, Oboist Veit Stolzenberger, die bis an instrumentale Grenzen geforderten Hornistinnen Martina Reitmann und Margreth Luise Nußdorfer, glänzend an hohen Trompeten Uwe Zaiser und Peter Leiner. Italienische Brillanz und französische Eleganz verband Johann David Heinichen in der Sinfonia „di Moritzburg“, ein „Concerto di molti strumenti“, reich an virtuosen Soli.

Einem „Lamento“ von Johann Friedrich Fasch gab nach klagender Schwermut Rainer Müller-van Recum auf der Klarinette positive Wendung. Im „Concerto Grande da Chiesa“ von Francesco Maria Vera­cini übernahm Geigerin Mirijam Contzen den Solopart mit stilsicheren, klanglich faszinierenden Hexenkünsten auf ihrer Bergonzi-Violine.

Originelles hat Jan Dismas Zelenka mit häufig böhmischem Einfluss geschrieben. In seiner „Sinfonia a-moll“ lief Konzertmeisterin Margarete Adorf zu Hochform auf, Solocellist Mario Blaumer wetteiferte mit Fagottist Theo Plath und Oboist Veit Stolzenberger. Finaler Krönung eines vital-schwungvollen Orchesterabends wurde das „Concerto F-Dur“ von Georg Philipp Telemann, mit virtuosem Gepränge, harmonischen Überraschungen und fantasievoller Instrumentierung.

Reinhard Goebel hat wieder einmal sein Ziel erreicht: Lebendige Vermittlung historischer Aufführungspraxis an das moderne Sinfonieorchester. Bravissimo.

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