Nachrufe Ein Stilbildner: Zum Tod des Fotografen Franz Mörscher

Neunkirchen · (cis) Kein anderer Fotokünstler dürfte das Völklinger Weltkulturerbe (wie auch das Neunkircher Eisenwerk, als es noch ein komplettes Industriekultur-Ensemble abgab) je in bestechenderen Fotografien festgehalten haben als Franz Mörscher.

Ihre technische Präzision und die Perfektion ihrer Lichtgestaltung machten Mörschers Kamerabilder so unvergleichlich. Wie erst am Freitag bekannt wurde, ist Franz Möscher am 14. Juli im Alter von 87 Jahren gestorben. Er war erst vor knapp zwei Jahren mit seiner Frau nach 18, in Bayern verbrachten Jahren zurück ins Saarland gezogen, wohin es den 1931 im Hunsrück geborenen Mörscher in den 50er Jahren zum Kunststudium verschlagen hatte.

An der legendären Schule für Kunst und Handwerk hatte sich Franz Mörscher als Meisterschüler bei Boris Kleint ausbilden lassen, um bald danach im Umfeld des Altmeisters der „Subjektiven Fotografie“, Otto Steinert, seinen eigenen fotografischen Stil auszuprägen. Später machte sich Mörscher als Industriefotograf weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen. Seine fotografischen Bilder fanden Eingang in diverse große Museumssammlungen. „Jedes Kameraobjektiv hat seine eigene Wirklichkeitscharakteristik“, lautete ein Credo von Mörscher, der in seinen Aufnahmen sowohl die physikalischen und technischen als auch die ästhetischen Gesetze der Fotografie auf meisterliche Art verinnerlichte.

In Neunkirchen, wo er zuletzt lebte, versuchte Mörscher nach seiner Rückkehr an die Saar noch im hohen Alter von 85 Jahren private Kunstkurse anzubieten. In den 80ern hatte er dort im Auftrag des Kultusministeriums über drei Jahre hinweg den Abriss des Neunkircher Eisenwerks dokumentiert. Mörscher zu Ehren zeigt das Völklinger Weltkulturerbe ab diesem Samstag in seiner Verdichterhalle eine kleine Retrospektive seiner stilprägenden Fotos der Völklinger Hütte.

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