Mankell-Roman Ein neuer alter Henning Mankell

Saarbrücken · Der frühe Afrika-Roman „Der Sandmaler“ erscheint erstmals in deutscher Übersetzung.

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Foto: Hanser

Die Menschen aus dem Westen müssten in Afrika lernen, zuzuhören und weniger selbst zu reden, sagte Henning Mankell einmal: „So, wie es auch das afrikanische Bild vom Menschen zeigt, der zwei Ohren hat, aber nur eine Zunge.“ Mit 24 besuchte der Schwede 1972 zum ersten Mal den Schwarzen Kontinent. Nach Sambia zu kommen, habe sich angefühlt „wie nach Hause zu kommen“. Bis kurz vor seinem Tod 2015 verbrachte er weite Teile des Jahres in Mosambik, wo er Mitte der 80er eine Theatergruppe aufgebaut hatte und Intendant des Teatro Avenida war. Immer wieder versuchte der Richtersohn aus Stockholm mit Romanen ein Bewusstsein für die fremde Kultur zu schaffen und die Armut in Afrika zu bekämpfen.

In Deutschland, wo man Henning Mankell durch seine Wallander-Krimis kennt, sind bisher nur wenige dieser Afrika-Romane bekannt. Ein Versäumnis. Mit „Der Sandmaler“ („Såndmalaren“) erscheint jetzt sein zweiter Roman, der in Schweden 1974 herausgekommen ist. Ein vergleichsweise dünnes Büchlein, das durch seinen konzentrierten Stil überzeugt und eine klare Botschaft hat.

Wenige Wochen nach dem Abitur treffen sich Elisabeth und Stefan zufällig im Flugzeug nach Afrika. In Malmö haben sie dieselbe Abschlussklasse besucht, zweimal miteinander geschlafen, „es war nicht gerade fulminant gewesen, aber auch nicht unangenehm“. Jetzt stellt sich heraus, dass sie das gleiche Reiseziel haben. Zwar wohnt Elisabeth, die aus einer Mittelstandsfamilie kommt, in einem billigen Hotel, während der aus reichem Haus stammende Stefan im Luxushotel untergebracht ist. Doch sie treffen sich regelmäßig zum Baden im Meer oder zu Ausflügen ins Landesinnere. Während er das Leben genießt und unbedingt einmal mit einer „Schwarzen“ schlafen will, lernt sie einen Lehrer aus Eskilstuna kennen, der ihr die Augen öffnet. Er erklärt ihr, woher der unterschwellige Hass auf die weißen Menschen stammt. War das westafrikanische Land doch eine Kolonie der Briten, die es ausbeuteten, Bodenschätze ab- und Hotels erbauten, ohne dass die Einwohner mitprofitierten. Obwohl nicht explizit genannt, lässt sich unschwer Sierra Leone als Ort der Handlung erkennen.

Mit einfachen, klaren Worten erzählt Mankell seine Geschichte – ganz anders als die Spätwerke. Schon jetzt kann man sich auf all die Romane freuen, die noch ins Deutsche übersetzt werden. Mit ihnen gibt es posthum noch einmal einen neuen Mankell zu entdecken.

Henning Mankell: Der Sandmaler. Zsolnay, 160 Seiten, 20 Euro.

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