Helge Schneider in Saarbrücken Duke Ellington und die Oma im Bus

Saarbrücken · Gut ist er immer, aber er war auch schon besser – Helge Schneider spielte am Sonntag in der Saarlandhalle in Saarbrücken.

 Helge Schneider am Sonntagabend in der Saarlandhalle.

Helge Schneider am Sonntagabend in der Saarlandhalle.

Foto: Thomas Reinhardt

Kein herumschikanierter Tee-Kellner, kein tanzender Sergej Gleitmann mit wehenden Haaren, keine große Band – beim diesjährigen Gastspiel von Helge Schneider gab es vom Bühnenaufwand und Personal her eine abgespeckte Version. Nur seine langjährigen Begleiter Peter Thoms (Schlagzeug) und Rudi Olbrich (Kontrabass) hatte er dieses Mal mit dabei in der Saarlandhalle.

Das muss nichts Schlechtes sein, dreht sich im schrägen Kosmos des Mülheimers doch eh alles nur um eine Person, nämlich Helge Schneider selbst – und das ist auch gut so. Mehr als Schlagzeug- und Bassbegleitung braucht es nicht für erquickliche Ergüsse an Flügel, Vibrafon und Saxofon, mit denen er wie immer ganz nebenbei sagenhaftes musikalisches Talent beweist. Doch ohne seinen Humor wäre er nur Jazz-Fachleuten bekannt. Gerne vermischt der 62-Jährige beides, etwa wenn er im Western-Song „Texas“ für Sekunden in einen wilden Swing mit Scatgesang verfällt oder wenn er am Kopfende des Vibrafons noch weitere Töne in die Luft spielt. Als Olbrich eine Figur aus drei Tönen wiederholt, fängt Schneider wild zu dirigieren an; hinterher meint er: „Als du eben das Bass-Solo gespielt hast, dachte ich zuerst: Wie geil ist das denn!“. Doch solch moderne Sprache kenne Olbrich gar nicht, er stamme ja noch aus einer Zeit, als Jules Verne als Vorreiter der Technik galt.

Herrlich auch die absurde Geschichte, als der junge Helge angeblich mit zehn Mark in der Tasche nach Berlin getrampt war, nur um Duke Ellington zu sehen – und wie die Jazz-Legende dann zufällig in denselben Touristen-Bus wie Schneider steigt und sich auch noch neben ihn setzt. Wie das große Idol ansprechen? Hi Duke, how do you do? Doch dann, am Höhepunkt der spannenden und mit tausend Abschweifungen verlängerten Geschichte, entpuppt Ellington sich nur als „so eine Omma, die einkaufen ging“. Er habe sie „zur Rede gestellt“ und ihr gedroht: „Sie bekommen von meinem Medienanwalt zu hören!“.

Das war der typische Schneider-Humor mit der nötigen Fallhöhe und den skurrilen Wendungen – doch leider gab es besonders in der zweiten Hälfte auch viel Leerlauf. Da schien ein wenig die Luft raus zu sein; bei jemandem, der wie Schneider viel improvisiert, ist eben viel von der Tagesform abhängig;  die schien an jenem Abend nicht die beste zu sein. So gab es am Ende eher höflichen Applaus der 1400 Zuschauer.

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