Konzert in der Saarbrücker Garage Ein Abend mit der Mutter des Metal

Saarbrücken · Mit Haares-Windmühle und Trockeneis-Kanone: Doro Pesch ließ es in der Saarbrücker Garage krachen.

 22 Uhr – Saarbrücken – das Haar hält. Doro Pesch lässt in der Garage die Mähne rotieren.

22 Uhr – Saarbrücken – das Haar hält. Doro Pesch lässt in der Garage die Mähne rotieren.

Foto: Sebastian Dingler

Frau, deutsch, Heavy Metal – da landet man unweigerlich bei Doro Pesch, die fast alleine dasteht mit der Kombination dieser drei Begriffe. Vielleicht mag die Saarländerin und Sängerin Jennifer Haben ihr in Zukunft den Rang ablaufen – aber derzeit steht die „Queen of Metal“ noch alleine auf weiter Flur. Was Doro Pesch von den männlichen Kollegen unterschiedet, konnten die Zuhörer in der fast ausverkauften Saarbrücker Garage am Sonntagabend erleben: Sie kann es sich leisten, auf die oftmals alberne grimmige Attitüde so mancher Metal-Sänger zu verzichten.

Im Gegenteil: Sagenhaft gut gelaunt kam die 54-Jährige auf die Bühne und verlor ihr Lächeln auch nach zwei Stunden Show nicht. Und wo viele der Männer aus diesem Genre ihren Körper in diesem Alter mit Alkohol und Drogen heruntergewirtschaftet haben, sprang Doro Pesch mit unglaublicher Energie über die Bühne. Da wurde gepost, headgebangt, die Trockeneiskanone bedient oder mit dem Schleudern der langen Haare eine Windmühle imitiert. Vor allem wie Peschs raue Stimme das mitmachte, war bewundernswert.

Musikalisch bekam die Halle das zu erwartende Brett geliefert: Hardrock, Metal und ab und an eine Ballade wie etwa „1000 Years“ vom neuen Album „Forever Warriors, Forever United“. Dazu mussten Gitarrist Luca Pinciotta und Bassist Nick Douglas an die Keyboards; fürs Gitarrensolo der großen Emotionen sorgte Gitarrist Bas Maas. Mit einer anderen Ballade war Doro Pesch in den Achtzigerjahren, damals noch „nur“ Sängerin ihrer Band Warlock, berühmt geworden: „Für immer“. Der Song wurde gegen Ende vielstimmig mitgesungen. Pesch wurde dabei sentimental: „Ich sehe viele Leute aus Frankreich, aus Luxemburg, sehe die Metalheads der ersten Stunde aus den Achtzigern“, rief sie.

Anschließend durfte Schlagzeuger Johnny Dee bei einem Solo zeigen, was er drauf hat: eine ganze Menge nämlich. In sein Trommelfeuer baute er dichterische Pausen ein, in denen er sich vom enthusiastischen Publikum feiern ließ – ein gelungener Farbtupfer.

Gut, dass Berufsbezeichnungen im Englischen geschlechtsneutral sind – so konnte Doro Pesch danach ruhigen Gewissens „I’m a Soldier of Metal“ singen. Ja, eine Soldatin dieser Musikrichtung mag sie sein, auch eine Königin oder Heldin – aber mit ihrer Zuneigung an ihre Fans wirkte sie vor allem wie eine überaus sympathische Mutter des Metal. Zur Heimeligkeit passte da auch der Schluss-Song „Freunde fürs Leben“: Der vereinte die vermeintlichen Gegensätze Metal und Schlager und könnte auch problemlos im Repertoire von Helene Fischer auftauchen. Das wärmte noch mal die Herzen der beglückten Fans, bevor sie in die kalte Novembernacht aufbrachen.

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